Uni Hohenheim: Wahlprogramme sind unverständlich

Hohenheim (pm/mh) Die AfD Baden-Württemberg spricht in ihrem Wahlprogramm von „Frühsexualisierung“, die Grünen in Rheinland-Pfalz von einer „SchwulLesbischBiTrans-Aufklärung“. Einem Forschungsprojekt der Uni Hohenheim zufolge verstoßen Parteien mit ihren Programmen für die Landtagswahlen in allen drei Bundesländern gegen Verständlichkeitsregeln.

Nach diesem Verständlichkeits-Check seien die Wahlprogramme der Parteien zu den Landtagswahlen am kommenden Sonntag „so unverständlich wie Doktorarbeiten.“ Anhand einer Software untersuchten Kommunikationswissenschaftler die Programme auf ihre Verständlichkeit. Komplizierte und unverständliche Fach- und Fremdwörter, Anglizismen, „Denglish“ und Satzmonster ab 20 Wörtern stufen sie als unverständlich ein.

Gemessen in einem Verständlichkeitsindex von 0 bis 20 Punkten kommt keiner der Parteitexte über 10 Punkte hinaus. Zum Vergleich: Die Verständlichkeit von Doktorarbeiten setzen die Forscher bei 4,1 Punkten, die von Politik-Beiträgen der BILD-Zeitung bei 16,8 Punkten an. Dabei sei nicht alles gleich unverständlich: „Gerade Einleitung, Schluss und die Kritik an den politischen Kontrahenten sind klar verständlich formuliert“, so Prof. Dr. Frank Brettschneider.

Wie wahlentscheidend Wahlprogramme sind ist unklar. Selbst unter Parteimitgliedern lesen nur 16 Prozent das eigene Wahlprogramm vollständig, wie eine Online-Umfrage der Universität ergab. Die Kurzversionen der Programme, oft im Wahlkampf verteilt, hätten hingegen 50 Prozent der Parteimitglieder ganz gelesen.