Bruchsal (pa) | Auch wenn das Motiv angesichts recht milder Temperaturen im Augenblick eher Wunschgedanke denn winterliche Wirklichkeit ist – ein wenig nachweihnachtliche Stimmung mag sich doch einstellen beim Betrachten einer mehr als 110 Jahre alten Postkarte, die derzeit in der Ausstellung „Weihnachtslust“ im Barockschloss zu sehen ist. Geschrieben und nach Ludwigshafen versendet im Februar 1901, zeigt die Karte eine Zusammenstellung bekannter Bruchsaler Motive wie die Residenz, den Schwanenteich im Schlossgarten und die Andreasstaffel unter einer kräftigen Decke aus Schnee. Durch den Krieg zerstört wurden 1945 zwei weitere Motive, der sogenannte Spatzenturm und das idyllische „Klein-Venedig“ am Saalbach, übrigens eines der häufigsten Bruchsaler Postkartenmotive der Vorkriegszeit. Die Karte ist im Eigenverlag von Wilhelm Braun, Papier- und Musikalienhandlung in Bruchsal, lithografisch entworfen und verkauft worden. Da Postkarten bis 1904 auf der mit Marke versehenen Seite nur die Empfänger-Adresse enthalten durften, ist der Text „mit Grüßen von Bierbrauer Goll“ mit Bleistift auf der Bildseite zu finden.
Bis Sonntag, 9. Februar in der Ausstellung „Weihnachtslust“ zu sehen
Und wer weiß, vielleicht wiederholt sich die Geschichte am Beispiel dieser Postkarte ja doch ein wenig: Als sie versendet wurde, am 23. Februar 1901, entsprachen ihre verschneiten Motive wohl auch in Bruchsal der Realität. Zuvor hatte der damalige Winter große Ähnlichkeit mit dem derzeitigen. In weiten Teilen Deutschlands ließ die erste geschlossene Schneedecke sehr lange, bis gegen Ende Januar, auf sich warten. Dann freilich hielt der Winter das Land bis zu Beginn des Monats März im Griff.