Stuttgart/Berlin (fk) Bald schon könnte auch Starkicker Marco Reus von einem selbstfahrenden Auto über deutsche Autobahnen chauffiert werden – ganz ohne Führerschein. Sowohl Baden-Württemberg als auch Bayern hatten ihr Interesse an einer Teststrecke im eigenen Bundesland bekundet. Bayern hat sich in diesem Zweikampf vorläufig durchgesetzt und plant noch für dieses Jahr die Umsetzung erster Maßnahmen.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte sich bereits vor einigen Wochen für eine bayerische Teststrecke auf der A9 ausgesprochen. Der baden-württembergische Landeswirtschaftsminister Nils Schmid brachte hingegen die A81 als Erprobungsstrecke ins Spiel. Bereits im August 2014 hatte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann im Gespräch mit Dobrindt die A8 beziehungsweise die A81 als Teststrecke vorgeschlagen, was dieser ablehnte. Laut Medienberichten hat sich Dobrindt Ende Januar durchgesetzt – das Pilotprojekt auf der A9 soll noch in diesem Jahr starten.
Dobrindt strebt digitale Unabhängigkeit an
„Die Teststrecke soll so digitalisiert und technisch ausgerüstet werden, dass es dort zusätzliche Angebote der Kommunikation zwischen Straße und Fahrzeug wie auch von Fahrzeug zu Fahrzeug geben wird“, sagte Dobrindt im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ). Mit Hilfe der Teststrecke werde die deutsche Automobilindustrie auch beim digitalen Auto „Weltspitze sein können“, sagte der CSU-Minister.
Dobrindt setzt auf die Entwicklung „eigener Plattformen zur Vernetzung und Kommunikation von Daten, um so eine digitale Souveränität zu schaffen und unabhängig von Amerika und Asien zu sein“, berichtet ZDF heute. Große Automobilkonzerne wie Daimler oder Audi haben mit ihren Modellen F015 beziehungsweise RS7 bereits autonom fahrende Autos auf dem amerikanischen Markt getestet, berichtet der Tagesspiegel.
Autofahrer sind skeptisch
Nicht bei allen stößt die Idee einer Probestrecke für die Roboterautos auf Begeisterung. So sprach sich beispielsweise der Landesnaturschutzverband gegen die Errichtung einer öffentlichen Teststrecke aus. Er befürchtet, „wenn jetzt schon angekündigt wird, Straßen für die Erprobung von selbst fahrenden Fahrzeugen auszustatten und freizugeben, würde der dritte und vierte Schritt vor dem ersten getan.“ Das Fahren von Autos ohne Mensch am Steuer ist nach aktuellem Stand in Deutschland noch nicht möglich, da es dem „Wiener Übereinkommen für den Straßenverkehr“ von 1968 widerspricht. Dieses sieht vor, dass jedes Auto einen Fahrer braucht, der am Ende verantwortlich ist.
Auch die Mehrheit der deutschen Autofahrer steht dem Chauffiert werden eher skeptisch gegenüber, das geht aus einer Befragung der Gesellschaft für innovative Marktforschung (GIM) hervor. Demnach gaben 57 Prozent der Fahrer an, ihr Auto lieber selber lenken zu wollen und empfanden das Thema Automatisiertes Fahren als persönlich unrelevant.