Stadt Pforzheim empfiehlt Ablehnung einer Kulturhauptstadt-Bewerbung

Pforzheim (pm/da) Die Stadt Pforzheim empfiehlt dem Gemeinderat, eine Bewerbung Pforzheims als Kulturhauptstadt abzulehnen. ,,Wir haben das Thema sehr intensiv diskutiert, in der Verwaltung und im Bürgermeisteramt“, so Oberbürgermeister Peter Boch. Dabei seien die positiven Wirkungen einer Bewerbung zur Kulturhauptstadt unstrittig, trotzdem könne eine Bewerbung nicht losgelöst von den Herausforderungen der Stadt betrachtet werden.

,,Solange in erheblichem Umfang Betreuungsplätze für Kinder fehlen, Schulen und städtische Infrastruktur dringend erhalten werden müssen, kulturelle und soziale Einrichtungen um die Existenz kämpfen und Sportvereine vor enormen Problemen stehen, ist die Europäische Kulturhauptstadt finanziell nicht darstellbar“, sagte Boch. Nach Angaben der Stadt müsste Pforzheim Experten zufolge bei einer erfolgreichen Bewerbung von einem Kostenvolumen von rund 40 Millionen Euro ausgehen. Selbst im günstigsten Fall einer gleichmäßigen Verteilung dieser Kosten auf Pforzheim und die Landkreise der Region bliebe für die Stadt ein Anteil von vier Millionen Euro. Dieses Geld könne angesichts der genannten Herausforderungen derzeit nicht in die Hand genommen werden. Boch: ,,Vor diesem Hintergrund macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, weitere zeitliche und personelle Ressourcen in eine Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt fließen zu lassen, von der wir wissen, dass wir sie nicht durchführen können.“ Stattdessen empfiehlt die Stadt Pforzheim, sich auf die Etablierung einer Ornamenta als Festival für Design und Innovation zu konzentrieren.

Rülke: Bewerbung als Kulturhauptstadt wäre der Bevölkerung nicht zu vermitteln

Der Vorsitzende der Gemeinderatsfraktion der FDP und Freien Wählern, Hans-Ulrich Rülke, begrüßte die Entwicklung. Das Beispiel Kassel zeige, dass die von der Verwaltung kalkulierten 40 Millionen Euro an städtischen Ausgaben für ein solches Projekt eher vorsichtig kalkuliert seien. „Aber selbst wenn dieses Projekt „nur“ 40 Millionen Euro an Pforzheimer Haushaltsmitteln kostet, dann ist immer noch keinem Bürger zu vermitteln, dass wir uns eine solche Ausgabe leisten wollen, gleichzeitig aber 1200 Kita-Plätze fehlen, die öffentlichen Bäder schließen und die Schulen verfallen.“ So Rülke. Die Diskussion um ein künftiges Projekt Ornamenta will die Fraktion konstruktiv begleiten.