Karlsruhe (cm) Immer mehr Smartphone-Hersteller bringen in immer kürzeren Abständen neue Geräte auf den wachsenden Markt. Der Druck nimmt zu, denn die Konkurrenz schläft nicht. Dadurch verfallen auch die Preise nach der Markteinführung recht schnell. Vordergründig profitieren die Kunden zwar, aber für echte Innovationen oder gar nachhaltige Produktion bleibt den Herstellern durch diese Spirale zu wenig Zeit.
Im vergangenen Jahr stieg die globale Nachfrage nach Smartphones um 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie die GfK in ihrem regelmäßigen Telecom-Panel ermittelte. Die Smartphones dominieren inzwischen mit knapp 60 Prozent der insgesamt verkauften Mobiltelefone. Als Gründe für diese Entwicklung nennt die GfK generell günstigere Preise sowie eine Ausstattung mit Premium-Technologie in den mittleren und oberen Preisklassen.
Branchenprimus Samsung stellt derzeit mit dem Galaxy S5 sein neues Flaggschiff vor und setzt mit diesem jährlichen Ritual den Konkurrenten Apple (iPhone) stark unter Druck. Im vergangenen Herbst reagierte Apple mit einer Weiterentwicklung des iPhone 5 in zwei Varianten. Die Strategie, mit einer günstigeren iPhone Variante mit Kunststoffgehäuse Marktanteile zu gewinnen, ging jedoch nicht auf – das iPhone 5c verkaufte sich schlecht. Verwunderlich ist das nicht, denn der Preisunterschied zur Edel-Variante iPhone 5s war bei Markteinführung nicht allzu groß. Außerdem bekommt man bei vielen Mobilfunkanbietern, das iPhone 5s kostenlos zum Vertrag. Warum sich also mit der Plastik-Variante zufriedengeben?
Auch für Samsungs Galaxy S5 wird schon jetzt über einen rasanten Preisverfall spekuliert. Idealo vermutet anhand der Preisentwicklung der Vorgängermodelle bereits drei Monate nach dem Verkaufsstart einen Preisnachlass von fast einem Viertel. Damit dürfte für viele der Reiz zunehmen, sich bald wieder ein neues Smartphone zu kaufen. Sollten die Gerüchte über die Ausstattung des Samsung Galaxy S5 zutreffen, würde es kaum mit echten Innovationen aufwarten. Der Prozessor soll zum Beispiel noch keine 64-Bit-Architektur besitzen, wie Apple sie mit dem iPhone 5s vorgelegt hat. Auch hinsichtlich Bildschirm und Akku zeigt man zwar mehr Größe, kann aber keinen echten Fortschritt vorweisen, wie er etwa mit deutlich längerer Akkulaufzeit wünschenswert wäre.
Im Vergleich zu den Spekulationen um die Ausstattung und das Aussehen neuer Smartphones fallen Diskussionen um die Fertigungsmethoden der schnell veraltenden Geräte eher marginal aus. Sowohl die Rohstoffgewinnung als auch die Arbeitsbedingungen werden zwar kritisiert aber bislang kaum verbessert. Hinzu kommt, dass ausgediente Handys in Deutschland im Moment eher selten recycelt werden – Baden-TV berichtete. Angesichts knapper werdender Rohstoffe und immer kürzerer Innovations-Zyklen könnte die Sensibilität von Verbrauchern und Herstellern bezüglich nachhaltiger Smartphones zunehmen. Projekte wie das Fairphone machen einen Anfang.