Die Modewelt befindet sich derzeit im Wandel. Das bisherige Schönheitsideal Size Zero wird verdrängt von anderen Modetrends, die vor allem eines widerspiegeln sollen: die Vielfalt der Menschen und die Akzeptanz unterschiedlichster Körperformen. Die Dominanz ultra-schlanker Models nimmt auf den Laufstegen ebenso ab wie in der Werbung der Modelabels.
„Mehr Toleranz“ scheint der neue Trend in der Modewelt zu sein. Das bezieht sich auf die äußere Erscheinung ebenso wie auf die kulturellen Gepflogenheiten der potenziellen Zielgruppen. Während der Shop longtallsally.com unter anderem Hosen speziell für überdurchschnittlich große Frauen anbietet und viele Modedesigner inzwischen auch schicke Outfits für molligere Frauen entwerfen, präsentierte die italienische Marke Dolce & Gabbana im Frühjahr 2016 beispielweise ihre erste Hijab-Kollektion – was allerdings auch zu kritischen Äußerungen anderer Modemacher führte. Hijab (im Deutschen oft auch Hidschab geschrieben) ist die Bezeichnung für das typische Kopftuch muslimischer Frauen.
Diese Öffnung der Modeszene hat sicherlich auch damit zu tun, dass neue Kundengruppen erschlossen werden sollen, da sich viele Frauen mit den absolut schlanken, sportlichen Models, die häufig gerade dem Teenageralter entwachsen sind, kaum identifizieren können. So sieht man inzwischen auch vermehrt ältere Models und sogenannte Plus-Size-Models wie Ashley Graham auf den Covern der Magazine. Models, die sowohl wortwörtlich als auch im übertragenen Sinn dick im Geschäft sind.
Der Plus-Size-Boom
90-60-90 bei einer Körpergröße von mindestens 1,70 Meter galten seit den 1990er-Jahren als die Standardmaße von Frauen. Die sogenannten Plus-Size-Models beweisen jedoch, dass auch kurvigere Frauen als durchaus attraktiv empfunden werden. Allerdings lehnen die meisten der sogenannten Plus-Size-Models diese Bezeichnung als irreführend ab.
Erst im April dieses Jahres kam es zu einer heftigen Diskussion über eine Spezialausgabe der Zeitschrift Glamour, in der die 29-jährige Ashley Graham, die selbst Kleidergröße XL trägt, zusammen mit der Schauspielerin Amy Schumer, der Sängerin Adele und anderen alsPlus Size bezeichnet wurde. Das entspreche jedoch nicht der Realität, da Plus Size in den USA ab Kleidergröße 16 (in Deutschland XXL) beginnt. Viele Plus-Size-Models empfinden sich daher nicht als dick; vielmehr würden sie dem Idealbild der attraktiven, aber normalgewichtigen Frau entsprechen, die eben nicht Size-Zero ist. Auch eine gebürtige Karlsruherin ist im Zuge des neuen Modetrend international bekannt geworden: Das junge Model Fine Bauer.
Fine Bauer aus Karlsruhe hat es sich leicht gemacht
Fine Bauer aus Karlsruhe lehnt den Begriff Plus Size ebenso ab wie ihre Kolleginnen. Ihrer Meinung nach sei „Schönheit nicht von der Kleidergröße abhängig„, sondern von der Ausstrahlung. Dass die gebürtige Karlsruherin einmal als Model arbeiten würde, hätte sie früher selbst nie geglaubt, da sie als Jugendliche an mehreren Diäten scheiterte. So auch, nachdem sie im Alter von 18 Jahren nach einer Ernährungsumstellung kurzzeitig erschlankt war und daraufhin von einem Modelagenten angesprochen wurde. Doch dann schlug der Jo-Jo-Effekt zu und der Traum vom Modeln platzte – zumindest vorerst. Zu ihrem Glück wurde die mittlerweile 26-Jährige von EastWestModels in die Kartei aufgenommen. Heute ist sie mit Tagesgagen bis zu 3000 Euro erfolgreicher denn je – und außerhalb Deutschlands auch in Asien und den USA als Model gefragt.
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