Straubenhardt/Karlsruhe (pm/amf) Der Regierungsbezirk Karlsruhe ist um ein Naturschutzgebiet reicher: 281 Hektar Wiesen und Wälder auf den Gemarkungen der Gemeinden Straubenhardt, Karlsbad und Marxzell bilden seit heute offiziell das Naturschutzgebiet „Pfinzquellen“. Regierungspräsidentin Nicolette Kressl hat die entsprechende Verordnung heute abgesegnet, teilte das Regierungspräsidium Karlsruhe am Nachmittag mit. Seit 2014 hatte das Regierungspräsidium an der Ausweisung des Naturschutzgebiets gearbeitet.
„Wir freuen uns über die hohe Akzeptanz des Naturschutzgebietes in Straubenhardt und Marxzell und bauen darauf, dass diese mit der Zeit auch in Karlsbad weiter wächst“, sagt Regierungspräsidentin Nicolette Kressl. „Wir hoffen, wir haben dazu beigetragen, der Bevölkerung den ganz besonderen und hohen Wert der Natur vor ihrer Haustür zu verdeutlichen“, sagen die zuständigen Referenten des Regierungspräsidiums, Dr. Silke Schweitzer und Dr. Christoph Aly. „Wir haben mit unserem Kollegen Dr. Daniel Baumgärtner vom Ökomobil des Regierungspräsidiums Karlsruhe und den ehrenamtlich tätigen Naturschützern viele Hundert Stunden in Gespräche investiert. Uns war es ein Anliegen, die Ausweisung des Schutzgebietes im Dialog mit allen Interessierten voran zu bringen“, so die beiden Referenten.
Auch nach der Ausweisung des Naturschutzgebiets genießen bisherige Nutzungen und Einrichtungen in dem Gebiet nach Angaben des Regierungspräsidiums Bestandsschutz. Das beinhaltet die Nutzung und Unterhaltung von Wegen, Versorgungsleitungen für Wasser, Strom und Telefon und die Nutzung von Gärten, Wiesen, Ackerflächen oder Streuobstwiesen. Die Errichtung neuer „baulicher Anlagen“ ist hingegen untersagt. Bei der Bewirtschaftung der Wiesen ist die maximal zweimalige Nutzung erlaubt, die Düngung ist eingeschränkt, entlang der Gewässer müssen Altgrasstreifen zu Gunsten der Tierwelt stehen bleiben, konkret bekannte Brutstandorte seltener bodenbrütender Vogelarten müssen geachtet werden – wobei der zusätzliche Arbeitsaufwand der Landwirte entschädigt wird. Darüber hinaus besteht für Landwirte die Möglichkeit zum Vertragsabschluss. Denn wer weitergehende Einschränkungen zu Gunsten der Natur akzeptiert, erhält einen Zuschuss nach der Landschaftspflegerichtlinie. Das Regierungspräsidium wird Anfang 2017 in einem Pflege- und Entwicklungsplan vorstellen, wo das sinnvoll und wünschenswert ist; eine Gebietsbetreuerin wird dann die Landwirte beim Vertragsabschluss aktiv beraten.
Die Besonderheit und die Naturschätze des Gebiets wurden in einer 33-seitigen Würdigung zusammengestellt. So fand sich bei den letzten Kartierungen im vergangenen Jahr eine Fülle seltener und gefährdeter Arten im jetzigen Naturschutzgebiet. In den Wiesen leben 19 Heuschrecken-, 46 Tag- und 204 Nachtfalterarten, viele davon selten und gefährdet und anderswo bereits verschwunden. Das Naturschutzgebiet beheimatet 120 Vogelarten, 74 gehören zu den Brutvögeln, – das entspricht einem Drittel aller in Baden-Württemberg lebender Brutvogelarten. Unter den Brutvögeln sind Raritäten wie das Braunkehlchen, die Grauammer und der Wendehals und unter den Zugvögeln und Wintergästen der Kranich, die Kornweihe und der Große Brachvogel.