Stuttgart/Karlsruhe (pm/amf) Die Strompreise in Deutschland könnten mittelfristig steigen. Zu dieser Einschätzung kommt das Umweltministerium Baden-Württemberg in einem aktualisierten Gutachten zur zukünftigen Stromversorgung. Bei ungünstigen Entwicklungen könnte dem Strommarkt ab 2020 Erzeugungsleistung von bis zu 8,8 Gigawatt fehlen. Dadurch könnte es zu Engpässen kommen, die nur eine teure Aktivierung von Reservekapazitäten verhindern könnte.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Simulations-Untersuchung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des Instituts für Energiewirtschaft und rationelle Energieanwendung (IER), die das Landesumweltministerium in Auftrag gegeben hatte. Wegen der von der Bundesregierung vorgesehenen Kapazitätsreserve sei nach Einschätzung des Umweltministeriums nicht mit Problemen bei der Versorgung zu rechnen. Allerdings zeichne sich durch das neue Gutachten ab, dass die Reserven auch in Form älterer Kohlekraftwerke wohl massiv zum Einsatz kommen werden. „Das bedeutet in der Preisspitze 3.000 Euro pro Megawattstunde, also rund 100 Mal mehr als der aktuelle Normalpreis an der Börse. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass diese Spitzenpreise am Ende von allen Verbraucherinnen und Verbrauchern bezahlt werden müssten, auch von den Privathaushalten“, sagte Baden-Württembergs Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller. Deshalb fordert Untersteller die Bundesregierung dazu auf, die Versorgungssicherheit nicht allein von den Gesetzen des Marktes abhängig zu machen. Dadurch würden hohe Preise in Kauf genommen. „Das Gutachten zeigt erneut, dass wir politische Anreize brauchen, um neue kosteneffiziente und klimaschonende Erzeugungskapazitäten in den Markt zu bringen“, sagte Untersteller.