Karlsruhe (pm/cm) Im wahrsten Sinne des Wortes ins Netz gegangen ist Schmetterlingsforschern vom Naturkundemuseum Karlsruhe ein bisher in Deutschland nicht nachgewiesener Großschmetterling: Das Purpurweiden-Jungfernkind gehört zur Familie der Spanner und ist ein tagaktiver Falter.
Bislang kannte man diesen Schmetterling vor allem aus Zentralfrankreich. Durch Hinweise aus dem benachbarten Elsass machten sich die Forscher des NAturkundemuseums auch in Deutschland auf die Suche und entdecken am 17. März das erste Exemplar in der südlichen Oberrheinebene. Das Purpurweiden-Jungfernkind ist nicht etwa neu nach Deutschland eingewandert, sondern wohl seit Jahrtausenden in der südlichen Oberrheinebene heimisch. Es handelt sich vermutlich um eine Reliktart der dynamischen Stromtalauen, wie sie bis vor 200 Jahren auch noch für den Rhein typisch waren. Aufgrund seiner Verborgenheit war das Purpurweiden-Jungfernkind bisher übersehen worden. Es ist deshalb so schwer zu finden, weil es nur eine extrem kurze Zeit als Falter auftritt. Diese Zeit liegt zudem im zeitigen Frühjahr, und beginnt noch bevor die Weiden aufblühen und ihre Kätzchen zeigen. Deshalb werden diese Schmetterlinge auch Jungfernkinder genannt: weil sie nach dem Winter in der noch „jungfräulichen Natur“ als erste Frühlingsboten erscheinen.
Das Purpurweiden-Jungfernkind wurde bereits im Jahr 1870 als eigene Art beschrieben. Den Urbeschreiber der Art, den Franzosen Maurice Sand und Jean Étienne Berce, war aufgefallen, dass die Raupen dieses Jungfernkindes ausschließlich an der Purpurweide leben. Alle anderen Arten der Jungfernkinder (es gibt weitere drei in Europa) leben an Birke oder Pappeln. Weil das „Purpurweiden-Jungfernkind“ jedoch äußerst selten gefunden wird, war es lange Zeit als eigene Art ignoriert worden. Erst seit dem Jahr 2000 erkennt man es allgemein als „gute Art“ an.
Im Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe wird in langer Tradition nach Schmetterlingen geforscht und die Landesdatenbank Schmetterlinge Baden-Württembergs geführt. Dort kann man die rund 3.000 einheimischen Schmetterlingsarten bewundern und sich näher informieren, beispielsweise auch über das Artenschutzprogramm des Landes Baden-Württemberg.