Drei gedämpfte Knallgeräusche kündigten am Freitagabend das Ende eines stundenlangen Großeinsatzes an. Es waren mutmaßlich Knallkörper, die ein Spezialeinsatzkommando der Polizei zündete, als es die Apotheke südlich der Karlsruher Innenstadt stürmte. Minuten später die Bestätigung: Bei der fast fünfstündigen Geiselnahme wurde keine der 11 Geiseln körperlich verletzt, auch den Täter konnten die Polizisten unverletzt festnehmen.
Die ersten Notrufe hatten die Polizei am Nachmittag erreicht, nach Angaben eines Polizeisprechers wuchs die Einsatzlage schnell an. Einsatzkräfte aus der gesamten Region riegelten das Gebiet rund um das Karlsruher Kongresszentrum weiträumig ab und nahmen Kontakt mit dem 20-jährigen Täter auf. Zwei Großveranstaltungen in der Nähe mussten abgesagt werden. Menschen, die von den Abriegelungsmaßnahmen betroffen waren, fanden Unterschlupf in einer nahe gelegenen Schule. Dort machte sich Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup ein Bild von der Situation und sprach später davon, das Angebot sei zahlreich angenommen worden: Von Anwohnern, die nicht zurück in ihre Wohnungen konnten, Besuchern, die nach Shopping-Tour oder Saunabesuch nicht zu ihren Autos kamen.
Der Täter ist der Polizei bekannt, er sei in der Vergangenheit unter anderem durch Gewalttaten auffällig gewesen. Derzeit prüfen die Ermittler, ob eine der elf Geiseln möglicherweise Mittäterin ist. Zum Motiv des Geiselnehmers und möglichen Lösegeldforderungen äußerte die Polizei sich auch am Samstagvormittag noch nicht.
Baden TV hat den Abend über live berichtet, eine Chronologie der Ereignisse:
Ab dem späten Nachmittag fallen viele Einsatzfahrzeuge im Bereich südlich der Karlsruher Innenstadt und Straßensperrungen auf, die Polizei spricht von einer Bedrohungslage in einem Ladengeschäft. Der Einsatz wächst schnell an, Polizisten aus umliegenden Polizeipräsidien, Spezialkräfte, Rettungsdienste und Feuerwehr beziehen Stellung. Die Polizei hält sich weiter bedeckt, bestätigt am Abend aber live bei Baden TV eine Geiselnahme mit mehreren Verletzten.
Für die Geiseln in der Hand des Täters müssen es schlimme Stunden sein, außerhalb der Polizeiabsperrungen angespanntes Warten. Immer wieder kommen Menschen an den rot-weißen Flatterbändern nicht weiter. Manche tragen Einkaufstaschen oder kommen aus der Sauna und dürfen nicht zu ihren Autos, andere wollen die Bühnenshow des Hundetrainers Martin Rütter in der Schwarzwaldhalle oder das nahe gelegene Konzerthaus besuchen. Beide Veranstaltungen waren kurzfristig abgesagt worden. Auch Baden-TV-Reporterin Kim Samtmann musste sich erst ihren Weg suchen und schildert ihre Eindrücke live im Programm.
Gegen 20 Uhr hatte sich die Lage außerhalb der Absperrungen beruhigt, Passanten waren wohl ins Trockene geflüchtet, zum Beispiel in eine nahe gelegene Schule. Bewegung kommt in die Lage, als kurz nach 21 Uhr aus Richtung des Einsatzortes drei Knallgeräusche zu hören sind – mutmaßlich entstehen sie durch Sprengkörper, als Polizisten die Apotheke stürmen. Minuten später Informationen zum glücklichen Ausgang der Geiselnahme.