Modellkommune Heidelberg: Vorreiter in Sachen Klimaschutz

Heidelberg (cm) „Masterplan 100% Klimaschutz“ heißt das Modellprojekt der Bundesregierung, bei dem sich Heidelberg seit 2012 als eine von 19 Kommunen beteiligt. Im Juli 2016 sind 22 neue Gemeinden hinzugekommen. Die aktive Projektlaufzeit endet dieses Jahr. Mit den Fördergeldern, die im Zeitraum von vier Jahren gezahlt werden, sollen verschiedene Maßnahmen zum Klimaschutz angestoßen werden.

Heidelberg hat dazu ein Netzwerk geschaffen, welches die einzelnen Maßnahmen koordiniert. Bis zum Jahr 2015 sollen die Treibhausgasemissionen der Gemeinde um 95 Prozent gesenkt werden. Auch der Energiebedarf soll um 50 Prozent gegenüber 1990 verringert werden. Der Klimaschutzplan ist in zwei Phasen gegliedert und wird schrittweise umgesetzt.

Festlegung der Maßnahmen

Zunächst wurde für die Kommune eine passende Strategie entwickelt, um die ehrgeizigen Zielvorgaben bewältigen zu können. Vier Eckpunkte sind die Basis, an denen sich weitere Handlungen orientieren:

  • Nutzung erneuerbarer Energien (regionale Quellen)
  • Steigerung der Energieeffizienz und Maßnahmen zum Energiesparen
  • Entwicklung eines nachhaltigen Lebensstiles
  • Schließung von Stoffkreisläufen

Durch die verschiedenen Maßnahmen sollte vor allem die regionale Wirtschaft einen positiven Impuls bekommen. Mit den Investitionen wurde die Wertschöpfungskette in vielen Bereichen angestoßen, sei es durch Sanierungsmaßnahmen, Neubauprojekte oder auch der damit zusammenhängenden Neuansiedlung von Bürgern und Unternehmen.

Bahnstadt – weltweit einzigartiges Modellquartier

Das durch Umstrukturierung und ambitionierte Investitionen neu belebte Viertel ist derzeit eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Deutschland. Die inzwischen weltweit größte Passivhaussiedlung wurde beim internationalen Wettbewerb „Passive House Award 2014“ als „Passivhaus-Region des Jahres“ ausgezeichnet.

Neben den Gewerbeflächen entsteht hier zusätzlicher Wohnraum für rund 5.500 Menschen. Etwa 2.500 haben bereits eine neue Heimat in der Bahnstadt gefunden. Für die Verkehrsinfrastruktur wird das Quartier mit einer Straßenbahnlinie an das städtische Netz angebunden. Bei der Erschließung wurden zudem Verkehrswege für den Bus- und Radverkehr miteingeplant. Für eine bessere Klimabilanz werden den Bürgern entsprechende Alternativen zum Individualverkehr der PKWs angeboten.

Förderungen auch für private Bauprojekte

Auch in den Privathaushalten steckt viel Sparpotential. Im Rahmen des Masterplans sollen vor allem Sanierungsmaßnahmen gefördert und Wohngebäude energieeffizienter aus- und neugebaut werden. Neben dem Stromverbrauch bieten die großen Energieträger, die zum Heizen eingesetzt werden, großes Einsparpotential.

Zusammen mit dem Caritas Verband wurde die Initiative „StromSparCheck Plus“ ins Leben gerufen. Bürger können sich informieren, wie die Energieeffizienz Zuhause verbessert werden kann. Geschulte Stromsparhelfer beraten auch individuell vor Ort. So ist es möglich, neben einer besseren Klimabilanz bares Geld zu sparen.

Auch zusätzliche Wärmedämmung wird gefördert. Wer in Zukunft Heizkosten sparen möchte, kann sich bei der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg (KliBA) über verschiedene Maßnahmen und Fördermöglichkeiten informieren. Nicht nur durch einen günstigen Heizöl- oder Erdgaspreis können Kosten reduziert werden. Auch eine effiziente Nutzung durch weniger Wärmeverluste hilft dabei, Klima und Geldbeutel zu schonen. Verschiedene Behörden sind für Beratung und Beantragung von Fördergeldern zu den individuellen Sanierungsmaßnahmen verantwortlich:

  • Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie
  • Wohnbauförderung Heidelberg
  • Technisches Bürgeramt
  • kostenlose Energieberatungs-Hotline der Stadt Heidelberg

Bilanz über bisher abgeschlossene Projekte

Im Rahmen der bisherigen Anstrengungen konnten bereits einige Vorhaben in die Wege geleitet oder umgesetzt werden. In ganz unterschiedlichen Bereichen zeigen sich hier Modellprojekte, die zur besseren Klimabilanz beitragen.

Die Solardachbörse ist eines der Projekte, die bereits früh von der KliBA initiiert wurde. Geeignete Dachflächen für eine effiziente Nutzung von Solarenergie können hier eingetragen und von interessierten Privatleuten oder gewerblichen Investoren gefunden werden. Durch die Änderungen am Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) wird der erzeugte Strom ab 2017 jedoch nicht mehr pauschal, sondern wettbewerbsabhängig bezuschusst.

Über eine interaktive Strom-Karte ist es möglich, sich über den Ausbau der erneuerbaren Energien in der jeweiligen Region zu informieren. Hier finden sich Daten zur regenerativen Strom- und Energieerzeugung in sämtlichen Gemeinden Baden-Württembergs.

Zurzeit tragen mehrere Kraftwerke dazu bei, Heidelberg mit „grüner“ Energie zu versorgen. Neben dem Wasserkraftwerk am Karlstor produzieren mehrere Holzhackschnitzel-Heizanlagen, thermische Solar- und Biogasanlagen in der näheren Umgebung klimafreundlichen Strom. Auch im Bereich der Fernwärme sind mehrere dezentrale Holz- und Biogasheizkraftwerke in Betrieb.

Zukünftige Maßnahmen

Die oben aufgeführten Beispiele sind nur ein Ausschnitt aus dem umfangreichen Programm, welches im Rahmen der Klimaschutzmaßnahmen in die Wege geleitet wurde. Nach den vier Jahren können die Anstrengungen als Kommune in einem Anschlussvorhaben weitergeführt werden.

Neben weiteren Fördergeldern können so die laufenden Prozesse gefestigt werden. Zudem werden die Erfahrungen und Projektergebnisse mit neu dazugekommenen Kommunen ausgetauscht und dienen so der stetigen Verbesserung der verschiedenen Klimaschutzvorhaben.