Karlsruhe (cm) Alte Fußball-Faustregel: So ein Trainerwechsel sorgt ja bekanntlich immer für Euphorie, Motivation und Optimismus. Die Erwartungshaltung ist hoch, die Ausgangslage ist schwierig, aber nicht hoffnungslos. Gegen den punktgleichen Gegner am 29. Januar im Abstiegskampf, der DSC Arminia Bielefeld, soll der Start in die Rückrunde glücken und die Grundlage für den Klassenerhalt gelegt werden. Wie ist die Ausgangslage mit dem neuen Trainer – psychologisch und spielbilanztechnisch?
Bevor mit dem Heimspiel in knapp drei Wochen gegen den Tabellenplatznachbarn im Abstiegskampf Arminia Bielefeld die Rückrunde der 2. Bundesliga beginnt, versprüht nicht nur KSC-Sportdirektor Oliver Kreuzer mit der neuen Trainerverpflichtung Hoffnung: Mirko Slomka kenne sich in diesen Tabellenregionen aus und er sei nicht nur „Retter“ sondern auch „Entwickler“, hob der Sportdirektor auf der am vergangenen Dienstag anberaumten „Slomka-Vorstellungs-Pressekonferenz“ hervor.
Auch KSC-Präsident Ingo Wellenreuther setzt auf den neuen Trainer: „Wir sind sehr froh, dass wir Mirko Slomka bei uns in Karlsruhe haben. Er wird die schwierige Aufgabe mit voller Kraft angehen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.“
Der KSC hatte den abstiegskampferfahrenen Slomka zwei Tage vor Weihnachten als Nachfolger von Thomas Oral bekannt gegeben, der wegen des prekären Tabellenplatz beurlaubt worden war. Interimstrainer Lukas Kwasniok betreute das Team in zwei Spielen und holte dabei immerhin zwei Unentschieden und somit zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf.
Primäres Ziel: der Klassenerhalt
Der neue Cheftrainer im Wildpark und ehemalige Coach von Hannover 96, Schalke 04 und dem Hamburger SV hofft auf eine „fruchtende Zusammenarbeit“ und gab offen zu, dass ein Abstiegskampf zwar nicht besonders reizend sei und es demnach die einzige Lösung ist, „möglichst schnell in eine andere Tabellenregion zu kommen.“
Slomka, dessen neuer Vertrag in Karlsruhe bis Sommer 2018 läuft, hat das Ziel also klar definiert: Klassenerhalt. „Mir selbst und allen anderen ist aber bewusst, dass es in dieser Saison natürlich nur um den Klassenerhalt geht. Das ist das Ziel und das ist eine große Herausforderung, die mich sehr reizt“, sagte der 49-Jährige bei seiner offiziellen Vorstellung. „Die Mannschaft hat gleich einen sehr guten Eindruck hinterlassen“, so Slomka nach seinem ersten Training, „es war insgesamt eine sehr warmherzige Atmosphäre. Mir sind viele freundliche Menschen entgegentreten.“
Im Abstiegskampf richtet sich der Blick nun nach vorne, nicht nur mit neuem Trainerstab, sondern auch spielstrategisch offensiv: „Elf erzielte Treffer und zwei Siege sind zu wenig“, bilanziert Slomka über die Vorrunde, „dementsprechend liegt auf der Offensive im Trainingslager auch unser Hauptaugenmerk.“ Neue Spieler sind allerdings bis jetzt noch kein Thema: „Wir können vielleicht nach ein oder zwei Wochen sagen, hier oder da würde uns ein Neuzugang helfen“, sagte Slomka.
Weitere neue Gesichter im Trainerteam
Ebenso neu, motiviert und abstiegskampferprobt ist Slomkas neuer Co-Trainer, der frühere Bundesliga-Profi Zlatan Bajramovic. Der 37-Jährige unterzeichnete bereits am 30. Dezember den Vertrag. Davor war der ehemalige Mittelfeldspieler (FC. St. Pauli, SC Freiburg, Schalke 04, Eintracht Frankfurt) Trainer beim Oberligisten Bahlinger SC. „Als der Verein und Mirko auf mich zukamen, habe ich das Vertrauen sofort gespürt“, sagte Bajramovic. „Ich habe auf verschiedenen Ebenen in den Trainerbereich hineinschnuppern können. Es ist eine interessante Aufgabe, und der Wunsch, das zu machen und dem Verein zu helfen, war sofort da.“
Als Assistenz zu Cheftrainer und Co-Trainer stößt dann noch Marc-Patrick Meister hinzu, der aber weiterhin die U17-Bundesligamannschaft des KSC-Talentteams trainieren wird. Dadurch wolle man die Verbindung zum Nachwuchsbereich weiter intensivieren, so Slomka.
Positive Ausgangslage vor dem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld
Auch die KSC-Fans zeigen sich – neben neuem Trainerteam und den KSC-Chefs – gerade durch den Trainerwechsel zuversichtlich. Rund 500 Zaungäste im Wildpark verfolgten die erste Trainingseinheit des neuen Trainerteams – so viele Zaungäste gab es schon lange nicht mehr. Kein Wunder, denn Slomkas Vorgänger Thoma Oral hatte bei vielen Fans – besonders nach den schwäbischen Derby-Niederlagen gegen Stuttgart und Heidenheim im Herbst – seinen Kredit verspielt. Spätestens hier fing der Abstiegskampf an, obwohl es in der Vorrunde nach den Siegen gegen Aue und Würzburg noch so aussah, als würde der KSC die Kurve in Richtung gesichertes Mittelfeld kriegen.
Es verlief anders: der KSC beendete die erste Hälfte der Saison mit nur 14 Punkten auf Platz 15 und einem schlechten Torverhältnis von 11 zu 21. Nach 17 Spieltagen verbuchte der Karlsruher Traditionsverein nur zwei Siege, acht Unentschieden und sieben Niederlagen. Slomka hat auf den ersten Blick ein Defizit bereits angesprochen: Das schlechte Offensivspiel. Damit verbunden sind sicherlich der holprig wirkende Spielaufbau und die mangelnde Chancenverwertung. Hinzu kommt die schwache Organisation in der Defensive. Hier liegt noch viel Arbeit vor Slomka und seinem Trainerteam.
KSC ist im Rückrundeneröffnungsspiel knapper Favorit
Als psychologische stabile Grundlage muss da erst einmal ein Sieg gegen Arminia Bielefeld her, um den Start in die Rückrundensaison erfolgreich zu eröffnen. Die statistische Ausgangslage ist da vielversprechend.
Bielefeld hatte in der Hinrunde einen Sieg mehr, dafür aber neun Niederlagen und fünf Unentschieden und kassierte ganze 30 Gegentreffer und schoss 19 Tore. Das Hinrunden-Spiel in Bielefeld endete torlos 0 zu 0. Zieht nun Slomka sein angekündigtes Offensivversprechen durch, spricht die schlechte Bielefelder Torbilanz für einen Karlsruher Sieg.
In der Gesamtbilanz im Vereinsvergleich gab es bei insgesamt 18 Spielen sechs Remis, und jeweils sechs Siege für den KSC und Arminia Bielefeld. Bei der gesamten Torbilanz führt allerdings Karlsruhe knapp mit einem Tor Vorsprung – 19 zu 18. In der Heimbilanz führt der KSC mit vier Siegen. Ansonsten gab es im Wildpark zwei Unentschieden und zwei Niederlagen in den Spielen gegen die Arminia, bei 12 (KSC) zu 7 (DSC) Toren. In der Auswärtsbilanz zeigt sich, dass der KSC nur zweimal gewinnen konnte und Bielefeld viermal, bei drei Remis und einer Torbilanz von 7 (KSC) zu (11).
Was heißt das unter dem Strich? Heimvorteil, bessere Torbilanz trotz gleicher Tordifferenz, ein neuer motivierter Trainer als positiver Psycho-Effekt, eine positive Fanstimmung und Zuversicht in der KSC-Chefetage – der KSC ist psychologisch und spielbilanztechnisch knapper Favorit. Auch die Buchmacher, nimmt man Quoten von Tipprunden tatsächlich als Indikator für eine erfolgreiche Wechselstimmung im Abstiegskampf, sehen das erste Spiel der Rückrunde um den Relegationsplatz gegen Arminia Bielefeld positiv für den KSC. Die Arminia kann kommen.