Karlsruhe (ae) Die Fusion startete als Zusammenarbeit zweier christlicher Krankenhäuser in Karlsruhe – jetzt hat die Diakonissenanstalt angekündigt, aus dem gemeinsamen Projekt „ViDia“-Kliniken auszusteigen. Der St. Vincentius-Verein soll künftig alleiniger Träger des Klinikunternehmens werden. Diese Woche hatte „ViDia“ Umstrukturierungspläne öffentlich gemacht, in denen Kritiker eine Schwächung des Standortes Diakonissenkrankenhaus im Stadtteil Rüppurr sehen.
Ein Drittel der Anteile am Unternehmen „ViDia“ sind derzeit im Besitz der evangelischen Diakonissenanstalt Karlsruhe-Rüppurr, die früher das Diakonissenkrankenhaus getragen hat. 2016 hatte man sich mit den St. Vincentius-Kliniken in der Südweststadt zum Unternehmen „ViDia“ zusammengeschlossen. Der katholische St. Vincentius-Verein hält die übrigen Anteile. Vor einigen Tagen teilte die Diakonissenanstalt mit, als Trägerin aus dem Unternehmen ausscheiden zu wollen, um sich künftig vollständig auf die Pflege altgewordener Menschen zu konzentrieren. Im Krankenhauswesen wolle man nicht mehr aktiv sein. Man habe sich mit der Entscheidung nicht leichtgetan, heißt es in der Mitteilung.
Die Anteile der Diakonissenanstalt will der St. Vincentius-Verein übernehmen, der dann alleiniger Träger der „ViDia“-Kliniken wäre. „Wir bedauern die Entscheidung“, so der katholische Stadtdekan Hubert Streckert in der Mitteilung. „Am Ziel der Fusion, im Sinne einer guten Patientenversorgung ein medizinisch und wirtschaftlich leistungsfähiges Krankenhaus mit christlich-ökumenischer Prägung zu betreiben, halten wir ausdrücklich fest.“
Mit den diese Woche öffentlich gemachten Umstrukturierungsplänen der „ViDia“-Kliniken habe die Entscheidung nichts zu tun, teilt der kaufmännische Vorstand der Diakonissenanstalt, Lars Schneider, auf Anfrage mit. „ViDia“ plant, Versorgungsangebote räumlich zusammenzulegen, am Diakonissenkrankenhaus in Rüppurr sollen künftig vorwiegend ambulante Patienten versorgt werden. Auch die Notaufnahme dort wird schon in Kürze schließen. „ViDia“ sieht in der Bündelung Vorteile, eine Konzentration von Leistungen sei politisch gewollt und medizinisch sowie wirtschaftlich sinnvoll. Kleinere Stadtteilkrankenhäuser würden von vielen Menschen zwar geschätzt, seien aber nicht mehr zukunftsfähig.
Noch in diesem Jahr will der Klinikbetreiber die Umstrukturierung abschließen – schneller als geplant wegen einer angespannten wirtschaftlichen und personellen Lage sowie wegen sich verändernder politischer Rahmenbedingungen, so „ViDia“ diese Woche. Kritiker befürchten eine schlechtere Gesundheitsversorgung in Stadt und Region und sehen vor allem den Standort Diakonissenkrankenhaus in Rüppurr massiv geschwächt. Der Betriebsrat spricht von großer Unruhe in der Belegschaft, trägt die Pläne aber mit. Die Karlsruher Gemeinderatsfraktionen bewerten die Pläne unterschiedlich. CDU, SPD und Grüne halten sie für nachvollziehbar, Kritik kommt von FDP, Linke, KAL/Die Partei, FW/FÜR und der AfD.
Diakonissenanstalt und St. Vincentius-Verein wollen jetzt in Verhandlungen treten, die Übernahme der Anteile durch den St. Vincentius-Verein ist für Mitte des Jahres vorgesehen.