Laubhütte für jüdische Feiertage aufgestellt

Karlsruhe (pm/che) Seit wenigen Tagen steht hinter der Karlsruher Stephanskirche eine Laubhütte. Diese soll für die jüdische Gemeinde der Stadt, aber auch für alle anderen Interessierten eine Anlaufstelle während des „Sukkot“ genannten Laubhüttenfestes sein. Das Fest soll an den Auszug aus Ägypten erinnern.

„Ich habe die Laubhütte für diejenigen Juden in Karlsruhe aufgestellt, die selbst keine Hütte auf dem Balkon oder im Garten aufbauen können“, erläutert der Rabbiner Mordechai Mendelson seine Intention. Gleichzeitig ist die Sukka für jeden frei zugänglich – auch für Neugierige. Sie steht in der Ständehausstraße hinter der Stephanskirche und sieht aus wie ein Pavillon mit einem Dach aus Palmwedeln und weißen Planen statt Wänden. Aus praktischen Gründen hat Rabbiner Mendelson keine richtige Laubhütte gebaut, sondern ein stabiles Zelt, das mit Stühlen und einem Tisch ausgestattet ist und für jeden 24 Stunden täglich frei zugänglich ist.

Das Laubhüttenfest, genannt Sukkot, zählt zu den Feiertagen des Judentums und fällt in die Zeit zwischen Spätsommer und Herbst, es beginnt am 15. Tischrei, dem ersten Monat im jüdischen Kalenderjahr. Dieses Jahr findet Sukkot vom 27 September. bis zum 5. Oktober statt. Sukkot soll daran erinnern, wie das jüdische Volk beim Auszug aus Ägypten 40 Jahre lang in der Wüste Sinai wanderte und in Zelten hauste. Aus diesem Grund sollen jüdischen Männer während der Sukkot-Woche alle Mahlzeiten in der Sukka einnehmen – Frauen dürfen, müssen aber nicht in der Sukka speisen.
Das Laubhüttenzelt selbst hat mehrere Bedeutungen: Hauptsächlich soll es an den Auszug aus Ägypten erinnern. Außerdem steht es auch für die Wolken, die Gott zum Schutz vor Sonne und Hitze in der Wüste über dem jüdischen Volk hat schweben lassen. Auf einer weiteren Ebene erinnert das Zelt als einfache Behausung an die Vergänglichkeit aller materiellen Dinge.

Außer dem Tisch und den Stühlen befindet sich in der Sukka ein Strauß aus den so genannten vier Arten. Das sind vier Gewächse, die traditionell zu Sukkot zusammengebunden werden. Der Strauß besteht aus einem Etrog (zitonenähnliche Zitrusfrucht), einen Lulaw (Palmwedel), drei Hadassim (Myrtenzweige) und zwei Arawot (Weidenäste). Diese vier Pflanzen sollen die vier Arten von Menschen in der jüdischen Gemeinde darstellen: Der Etrog hat einen guten Geschmack und verströmt einen angenehmen Duft und stellt den Teil des Volkes Israel dar, der sowohl die Tora lernt, als auch gute Taten vollbringt.
Die Dattel (die Frucht des Lulaw) hat einen guten Geschmack, duftet aber nicht und steht für den Teil des Volkes Israel, der zwar die Tora lernt, aber keine guten Taten vollbringt. Der Hadassim duftet zwar, hat aber keinen Geschmack und symbolisiert den Teil des Volkes Israel, der gute Taten vollbringt, aber nicht die Tora lernt. Die Arawot haben weder Geschmack noch Duft und stehen für die Juden, die weder die Tora lernen, noch gute Taten vollbringen. Zusammengebunden werden diese Gewächse, um zu verdeutlichen, dass alle Juden zur jüdischen Gemeinde gehören und akzeptiert werden. Ganz nach dem Motto: „Lass sie uns alle zusammenbinden und alle füreinander sühnen.“