Karlsruhe (cm) In Baden-Württemberg werden bereits seit einigen Jahren wieder deutlich mehr Kinder geboren. Die Verteilung zeigt aber: Bei der Geburtenrate herrscht ein deutliches Stadt-Land-Gefälle. Während eine Frau aus dem Neckar-Odenwald-Kreis im Schnitt 1,78 Kinder zur Welt bringt, liegt die Zahl in Karlsruhe nur bei 1,27 Kindern.
Im vergangenen Jahr erblickten 5.186 Babys in Baden-Württemberg das Licht der Welt – so viele wie seit rund 40 Jahren nicht mehr. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen gibt es derzeit mehr Frauen im gebärfähigen Alter. Dies wiederum liegt an der starken Zuwanderung der letzten Jahre sowie an der Tatsache, dass die Kinder der geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer-Generation aktuell Nachwuchs bekommen. Als weitere Ursache wird auch die gute wirtschaftliche Lage und die günstige und stabile Arbeitsmarktsituation der letzten Jahre gesehen.
Optiker freuen sich über die Babyboomer
Geburtenstarke Jahrgänge stellen eine Region oder ein Land nicht selten vor große Herausforderungen. Dies ist etwa dann der Fall, wenn sehr viele Menschen zeitgleich an die Universitäten strömen oder in den Arbeitsmarkt eintreten. Ein Beispiel hierfür sind die geburtenstarken Jahrgänge aus der Mitte der sechziger Jahre. Während eine Frau in Deutschland heute im Schnitt 1,6 Kinder zur Welt bringt, waren es im Jahr 1964 noch 2,5. Wenn diese Jahrgänge in zehn Jahren ins Rentenalter kommen und den Arbeitsmarkt verlassen, wird dies deutliche Auswirkungen auf das Rentensystem haben.
Gleichzeitig wird es andere geben, die vom Altern der geburtenstarken Jahrgänge profitieren. Beispielsweise rechnen Optiker für die nächsten 25 Jahre mit einer erhöhten Nachfrage, da die Babyboomer ein Alter erreicht haben, in dem fast jeder Mensch auf eine Sehhilfe angewiesen ist. Allein im letzten Jahr ist der Umsatz dieser Branche um anderthalb Prozent gestiegen – Tendenz weiter steigend. Vor allem der Online-Handel wird zunehmend davon profitieren, dass immer mehr Menschen auf die große Vielfalt an unterschiedlichen Modellen zurückgreifen werden, die die Branche zu bieten hat.
Ungleiche Verteilung des Babybooms
Ähnliche Auswirkungen wird auch der derzeitige Babyboom in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zeigen. Erste Konsequenzen sind bereits heute sichtbar, so ist etwa der Bedarf an Betreuungsplätzen angestiegen. Während Baden-Württemberg in Sachen Kinderbetreuung deutschlandweit noch am besten dasteht, muss auch der Südwesten auf den erhöhten Bedarf reagieren und mehr Kita- und Krippenplätze schaffen.
Ein Problem ist die ungleiche Verteilung des Geburtenwachstums. Während dieses vor allem in ländlichen Regionen stark angestiegen ist, stagniert es im städtischen Räumen oder ist nur minimal gestiegen.
In den Hochschulstädten Baden-Württembergs bekommen junge Frauen tendenziell sehr viel weniger Kinder. In Heidelberg beispielsweise liegt die Anzahl der Geburten im Schnitt bei 1,18 Kindern pro Frau, gefolgt von Karlsruhe mit 1,27 Geburten. Im Neckar-Odenwald-Kreis sind es hingegen 1,78 Babys pro Frau. Generell gilt: Je höher der Bildungsgrad, desto weniger Kinder werden geboren. Dies bedeutet, dass einige Regionen den Kinderboom sehr deutlich zu spüren bekommen werden, während an anderen Orten des Landes kaum ein Unterschied bemerkbar sein wird.
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