Karlsruhe (fro) Was der Filmpalast am ZKM innerhalb von zwei Wochen für 500.000 Euro in den Kinosaal 3 gebaut hat, schlägt alles was man bisher im Kino gesehen und gehört hat. Wir waren bei der IMAX Premiere des neuen Blockbusters „Der Hobbit – Smaugs Einöde“ und sind sowohl vom Film als auch von der neuen Technik restlos begeistert.
„It will blow you through the back wall of the theatre!“ hieß es im Teaser zum ersten Stirb Langsam Film 1988 mit Bruce Willis (youtube Link). Hätte Regisseur John McTiernan damals schon die Möglichkeit gehabt im IMAX Format zu drehen, wäre der Slogan bestimmt noch glaubwürdiger gewesen. Das neue IMAX Kino in Karlsruhe bläst den Besucher wirklich durch die Rückwand des Kinosaals und schafft es aber gleichzeitig ihn so tief in den Film hineinzuziehen, wie noch nie zuvor.
Die Auswahl am Mittwochabend war groß: Zwei entscheidende Champions League Partien und der Pokalkracher im Handball zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel – was mache ich also als BadenTV Sportreporter? – Ich bin mit meinem besten Freund ins Kino gegangen – bereut habe ich es nicht! Das was wir im Kino 3 gesehen haben, war die Champions League der Filmindustrie.
Scharf, schärfer, IMAX
Vielleicht kennen sie ja die IMAX Kinos in den Technikmuseen von Speyer oder Sinsheim und fragen sich, was an dem neuen Kino in Karlsruhe so „neu“ sein soll? In den Museen laufen nur Dokumentationen mit einer Projektortechnik, die mittlerweile in die Jahre gekommen ist. Kein Vergleich zu Karlsruhe. Nur das Sonycenter in unserer Hauptstadt Berlin verfügt deutschlandweit neben dem Filmpalast am ZKM über die Möglichkeit Kinoblockbuster im IMAX Format zu zeigen. Dort fand vor zwei Tagen die Deutschlandpremiere des neuen Hobbit Films „Smaugs Einöde“ statt und wir wissen jetzt warum: Nie war Kino schärfer als auf der über 300 Quadratmeter großen Kinoleinwand des IMAX.
Was haben wir Kinobesucher uns in den letzten Jahren über schlecht aussehende Filme aufgeregt, die nachträglich ins 3D Format konvertiert wurden: Unscharf, matschig, nur Tiefe und keine Bilder, die einem ins Gesicht springen (positives 3D). Man hatte das Gefühl Hollywood zieht einem mit dem 3D-Aufschlag das Geld aus der Tasche. Nicht so bei dem IMAX Format – die 2 Euro Aufschlag im Filmpalast am ZKM lohnen sich! Durch die gewölbte Leinwand erweitert sich das Sichtfeld des Betrachters. Das Bild wird zum Erlebnis – der neue Hobbit ist zugegebener Maßen auch der perfekte Film dafür. Mit HFR (High Frame Rate, also doppelt so viele Bilder pro Sekunde als normal Filme) ist es jetzt möglich jede einzelne Pore im Gesicht der Schauspieler zu erkennen. Fast schon unheimlich diese Schärfe und das in jeder Sekunde des Films, aber Thomas Burkhardt (Geschäftsführer des Filmpalast am ZKM) verrät uns – „Es geht noch besser! Ende 2015 kommt der neue IMAX-Laserprojektor nach Karlsruhe, der noch mehr Kontrast liefert. Er ist sogar schon bezahlt, aber noch in der Testphase.“ Ein noch besseres Bild, als das was wir gesehen haben? Kaum vorstellbar!
Laut, lauter, IMAX
An dieser Stelle eine Warnung: Das patentierte IMAX Soundsystem ist laut. Es geht mit bis zu 100 Dezibel an die erlaubte Schmerzgrenze des menschlichen Gehörs – Wir lieben es! Der Film kommt in exakt der Lautstärke rüber, die der Regisseur für ihn konzipiert hat und das auf jedem Kinosessel im Saal. Tag für Tag wird das System von Kanada aus kalibriert. Das sorgt dafür, dass jeder Film in jedem IMAX Kinosaal der Welt gleich klingt. Und wie: Satte Bässe, die den Sitz vebrieren lassen: „Wir haben bei allen Sitzreihen die Schrauben vorher nachgezogen“, witzelt Cinestar Geschäftsführer Oliver Fock. Dazu vermittelt einem die Anlage ein noch nie da gewesenes Raumgefühl. THX kommt uns dagegen beinahe lächerlich vor und das obwohl bei der Premiere die beiden Lautsprecher an der Rückwand noch gefehlt haben. Die werden aber heute geliefert.
Groß, größer, der Hobbit
Eins vorne weg: Der zweite Teil der Hobbit Trilogie ist besser als der erste! Der war vielen Fans der Geschichte um den Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman), der mit einem Haufen Zwerge aufbricht um den Einsamen Berg von einem Drachen zu befreien, aufgrund der neuen Erzählstränge sauer aufgestoßen. Wie konnte Regisseur Peter Jackson es nur wagen aus einem 400 Seiten starken Kinderbuch einen Dreiteiler zu machen – Geldgier und Größenwahn wurden dem Neuseeländer vorgeworfen. Die neuen Erzählstränge machen im zweiten Teil aber plötzlich alle einen Sinn – Jacksons Vision von J.R.R. Tolkiens Vorlage geht auf.
Mit einem Kinderbuch hat Smaugs Einöde aber nichts mehr zu tun. So viele abgetrennte Köpfe findet man sonst nur in einem Splatter B-Movie. Orkköpfe versteht sich – wenn man Phantasiefiguren abschlachtet, bekommt man in Deutschland nämlich keine Probleme mit der Freigabe des Films ab 12 Jahren.
Besonders das Finale des neuen Hobbits hat es uns angetan: Der Drache Smaug kommt im IMAX Kino so perfekt rüber, wie selten ein CGI-Hauptdarsteller. Die tiefe Stimme jagt einem einen Schaudern über den Rücken, was nicht zuletzt an der oben beschriebenen Soundanlage liegt.
Kurz und knapp: Der Hobbit – Smaugs Einöde und das neue IMAX Kino im Filmpalast am ZKM passen zusammen wie die Zwergenfaust aufs Orkauge. Karlsruhe spielt kinotechnisch über Nacht auf einmal in der Champions League.
Einen Blick hinter die Kulissen der neuen IMAX Anlage und ein paar Auschnitte aus dem Film bekommen Sie in der neuesten Ausgabe unseres Kinomagazins: Eisinger trifft Buschmann.