Internationaler Frauentag: „Gleichstellung ist Fundament einer freien Gesellschaft“

Region (msc) Unter dem Motto „Break the Bias“ wird heute der Internationale Frauentag gefeiert. Der Tag soll die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung feiern und gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf bestehende Diskriminierungen und Ungleichheiten richten. Dafür gehen die Menschen heute ganz Deutschland auf die Straße, auch in Karlsruhe. 

Der „Internationale Tag der Frauen“ wird seit 1911 gefeiert und soll weltweit auf Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam machen. In diesem Jahr findet er unter dem Motto „Break the Bias“, zu Deutsch „Stoppt die Voreingenommenheit“ statt und richtet sich ganz gezielt auch auf die aktuelle Situation der Frauen und Mädchen, die aktuell aufgrund des Ukraine-Krieges auf der Flucht sind. Eine zentrale Veranstaltung unter dem Motto: „Wenn wir streiken, steht die Welt still! Überlastet. Ungesehen. Un(ter)bezahlt. Uns reicht´s!“ findet heute zwischen 13 und 18 Uhr auf dem Karlsruher Marktplatz statt. Organisiert wird sie vom Frauenbündnis 8. März zusammen mit der Gewerkschaft ver.di.

Die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Katja Mast und Gabriele Katzmarek haben den diesjährigen Frauentag zum Anlass genommen, um sich mit den vielen Frauen und Kindern zu solidarisieren, die derzeit vor dem furchtbaren Angriffskrieg gegen die Ukraine auf der Flucht sind. „Wir stehen solidarisch an der Seite der Menschen in der Ukraine. Viele Frauen und Kinder, die seit Beginn des Krieges auf der Flucht sind, brauchen unsere direkte Hilfe“, so Mast. Grundvoraussetzung für die Demokratie bleibe eine freie, demokratische Gesellschaft, die auch die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen garantiere, sagt unterdessen Katzmarek.  „Der Internationale Frauentag ist ein wichtiger Tag für die Demokratie: Die Gleichstellung von Frauen und Männern bildet das Fundament einer freien Gesellschaft. In diesen Tagen wird durch Putins brutalen Angriffskrieg die freie Gesellschaft in der Ukraine existenziell bedroht. Gerade jetzt stehen wir in der Pflicht, die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern entschieden voranzubringen, in Deutschland und in Europa“, stellt die Abgeordnete für den Wahlkreis Rastatt fest.

Die Initiative Karlsruhe gegen Sexkauf fürchtet aufgrund der zahlreich flüchtenden Frauen aus der Ukraine ein Anstieg des Menschenhandels. „Wenn Menschen fliehen müssen, sind sie
in einer vulnerablen Situation und werden Ziel von Schleppern. Diese wollen Geld verdienen und interessieren sich nicht für die Menschen, nur für den Gewinn“, macht Irene Hirzel vom Beratungs- und Schulungs zentrumgegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung deutlich. Die deutsche Regierung verurteile geschlossen und zurecht Putins Krieg in der Ukraine, bleibe jedoch einer Gesetzgebung gegenüber blind, die der sexuellen Ausbeutung von Frauen und Kindern in Deutschland Tür und Tor geöffnet habe. Die Flucht vor Putins Krieg könne für manche Ukrainerinnen zum Albtraum in Deutschland werden, fügt sie an.

Das Städtische Klinikum Karlsruhe zeigt am heutigen Tag Flagge für Frauenrechte. Vor dem Verwaltungsgebäude in der Moltkestraße wurde eine der neuen städtischen Frauentagsfahnen gehisst und wird dort den ganzen Tag als sichtbares Zeichen der Solidarität wehen. „Das Klinikum setzt sich seit vielen Jahren für den Kampf gegen Gewalt an Frauen ein“, betont Birgit Mangold, Gleichstellungsbeauftragte im Klinikum. „Als aktives Mitglied im Arbeitskreis häusliche Gewalt arbeiten wir mit vielen Akteurinnen und Akteuren in Karlsruhe zusammen, um betroffenen Frauen Unterstützung anzubieten und zu helfen.“

Bild: Markus Kümmerle, Städtisches Klinikum Karlsruhe

Die Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Dr. Ute Leidig warnt vor Gewalt gegen Frauen im Internet. „Beschimpfungen, Diskriminierungen und Drohungen, die sich gezielt gegen Frauen richten, werden immer radikaler“, sagte Leidig bereits am vergangenen Sonntag in Stuttgart. „Damit werden grundlegende Errungenschaften der Gleichberechtigung in Frage gestellt.“ Die Staatssekretärin weist darauf hin, dass gerade in Sozialen Medien Frauen häufiger als Männer mit Bezug auf ihr Geschlecht oder ihr Aussehen angegriffen werden. Die Corona-Pandemie habe diese Entwicklung noch vorangetrieben, so Ledig.

Die Karlsruher SPD-Fraktion hat angekündigt, sich an der Verteilaktion am heutigen Dienstag zwischen 16:30 und 17:30 Uhr auf dem Marktplatz zu beteiligen. „Auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten im Bereich Gleichstellung einiges erreicht wurde, können wir noch nicht zufrieden sein. Frauen sind weiterhin in Führungspositionen und Parlamenten unterrepräsentiert, arbeiten hauptsächlich in Teilzeit und übernehmen noch immer den überwiegenden Teil der Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen“, erklärt Katrin Schulz. Sie ist Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) in Karlsruhe. Frauen und Mädchen seien im Alltag oft Diskriminierung ausgesetzt, die bereits mit der Sprache beginnt, mit sogenannter „Hate Speech“, sagt sie.