Pforzheim (pm/cm) Vertreter von Unternehmen und Forschung trafen sich gestern zur dritten Veranstaltung von „Industrie trifft Hochschule“. Unter dem Titel „Industrie 4.0“ wurde besonders die intelligente Vernetzung von Produktionsprozessen in den Fokus gerückt.
„Hinter dem Schlagwort Industrie 4.0 steht die Vision von flexiblen und effizienten Produktionsprozessen“, erklärte Professor Thomas Greiner von der Hochschule Pforzheim kurz und bündig. Knapp 100 Vertreter aus Unternehmen waren der Einladung der Hochschule und der Wirtschafts- und Stadtmarketing Pforzheim GmbH (WSP) zur dritten Veranstaltung „Industrie trifft Hochschule“ gefolgt. Thema war die intelligente Vernetzungvon Produktionsprozessen. In der Fabrik der Zukunft, der Smart Factory, werden sich Produktionsanlagen selbst organisieren.Auf diese Weise soll kostengünstig und effizient produziert werden. Die entstehenden Systeme werden eigenständig Informationen austauschen und Aktionen auslösen.
Wie ein solches Netzwerk intelligenter Objekte über eine Cloud gesteuert wird, zeigte Professor Thomas Greiner per Kamera-Live-Schaltung zum Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) in Kaiserslautern: Er steuerte aus dem Pforzheimer Hörsaal dort eine Modellanlage.Seit Dezember 2014 gibt es für diesen Forschungsbereich auf eine Modellanlage an der Fakultät für Technik. Hier lässt sich der Einsatz moderner Automatisierungstechnik simulieren. „Die klassische Produktionshierarchie mit zentraler Steuerung wird von dezentralen modularen Einheiten abgelöst. Jedes Modul erhält sozusagen ein eigenes Gehirn. Es reagiert steuerungstechnisch flexibel auf Änderungen, ohne dass die komplette Automatisierungstechnik ausgetauscht werden muss“, sagte Professor Mike Barth bei der Laborführung. Damit sind die Alternativen und die Möglichkeiten der Automatisierungstechnik deutlich gewachsen.
Die Bundesregierung hat in der letzten Legislaturperiode mit ihrer Hightech-Strategie das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 gestartet. „Wir widmen uns seit Jahren diesem Thema“, so Professor Thomas Greiner, der seit 2012 in Gründungsausschüssen zu Industrie 4.0 und CPS des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) tätig ist. Die Basistechnologien sind vorhanden und Lösungen im Einsatz. Es fehlen jedoch erfolgreiche Systemlösungen im Produktionsbereich. Die Herausforderung liegt darin, die spezifischen Anforderungen der Produktions- und Automatisierungstechnik zu erfüllen. „Es gibt nicht eine Lösung“, betont Professor Mike Barth. Professor Thomas Greiner ergänzt: „Standardisierung ist wichtig, davor ist aber die Umsetzung und Erprobung notwendig. Als Hochschule forschen wir gemeinsam mit Wirtschaftspartnern an konkreten Anwendungen und diskutieren Vor- und Nachteile.“ Fertige Rezepte gibt es noch nicht: Die vielen Fragen und Anmerkungen im Anschluss an den Vortrag von Professor Thomas Greiner zeigte den großen Diskussionsbedarf zu dem Zukunftsthema.