Karlsruhe (cm) Eltern, die ihre Kinder geradezu dazu zwingen müssen, sich von der Spielekonsole abzuwenden und nach draußen zum Spielen zu gehen, denken dabei oft an ihre eigene Kindheit, die davon geprägt war, Fahrrad zu fahren, auf dem Bolzplatz zu Kicken oder im Garten Fangen zu spielen. Es entsteht häufig der Eindruck, heutige Kinder und Jugendliche hätten kein Interesse mehr an körperlicher Aktivität.
Auch einige Studien (eine wurde zum Beispiel im Bildungsmagazin news4teachers aufgegriffen) weisen darauf hin, dass die Motorik vieler Heranwachsender deutlich eingeschränkt ist, was nicht zuletzt an mangelnder Bewegung liegt. Die Kluft zwischen fitten und beweglichen Kindern und Jugendlichen und ihren unbeweglichen und sportlich nicht aktiven Altersgenossen wird angeblich immer größer. Nicht nur adipöse Kinder und Jugendliche weisen heute häufig motorische Defizite auf, auch normalgewichtige Kinder haben oft Probleme auf einem Bein zu stehen, die Schreibschrift zu erlernen oder einen Purzelbaum zu schlagen. Derzeit wird eine große Studie namens KIGGS des Robert Koch Instituts zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland durchgeführt und erste Ergebnisse liegen bereits vor. Wie ist es also wirklich um die Gesundheit des deutschen Nachwuchses bestellt und was können Eltern tun, um ihr Kind zu mehr Bewegung anzuregen und ihm so zu helfen, seine Motorik zu verbessern?
Erste Ergebnisse der aktuellen Studie
Die ersten Ergebnisse der KIGGS-Studie sind in einer PDF (zur Studie) zusammengefasst. In Bezug auf Sport und Bewegung im Kindes- und Jugendalter lässt sich Folgendes feststellen:
Dreiviertel aller Kinder zwischen drei und zehn Jahren spielen täglich im Freien, wobei sich mit zunehmendem Alter ein Rückgang erkennen lässt. Dies liegt wahrscheinlich an sich ändernden Interessen, jedoch auch an dem steigenden Pensum täglicher Pflichten, wie beispielsweise Schularbeiten. Über die Hälfte der Drei- bis Zehnjährigen treibt mindestens einmal die Woche Sport im Verein, wie der nachstehenden Statistik zu entnehmen ist.
Statistik über sportliche Aktivitäten im Verein (Quelle: www.pebonline.de)
Unterschiede lassen sich vor allem in Hinblick auf den Sozialstatus und das Lebensumfeld erkennen. So treiben laut der Studie Kinder mit niedrigem Sozialstatus und/oder Migrationshintergrund zwei bis dreimal seltener Sport als Kinder mit einem hohen Sozialstatus. Kinder aus den neuen Bundesländern sind zudem zweimal seltener in der Woche sportlich aktiv als Kinder aus den alten Bundesländern. Bei den Jugendlichen im Alter von elf bis siebzehn lassen sich vor allem in Hinblick auf das Geschlecht Unterschiede ausmachen. So sind Mädchen dieser Altersgruppe seltener sportlich aktiv als Jungen. Rund ein Viertel der befragten Mädchen gab an, dass Sport bei ihrer Freizeitgestaltung keine Rolle spiele. Unterschiede in Bezug auf Sozialstatus, Wohnumfeld oder Migrationshintergrund lassen sich im Jugendalter kaum noch feststellen.
Das vorläufige Ergebnis der Studie ist also, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland in der Mehrzahl körperlich aktiv sind, diese Aktivität mit dem Alter jedoch abnimmt. Zudem gibt es im Kindesalter in Bezug auf die körperliche Aktivität deutliche Unterschiede in Hinblick auf Sozialstatus, Migrationshintergrund und Wohnregion.
Warum ist Bewegung so wichtig?
Die motorischen Fähigkeiten von klein auf fördern
Körperliche Aktivität und viel Bewegung ist für Heranwachsende deshalb so wichtig, weil auf diese Weise das Herz-Kreislauf-System, der Stoffwechsel und die Atmung gefördert werden. Zudem ist Bewegung unerlässlich, sollen sich die motorischen Fähigkeiten des Kindes optimal ausbilden. Aktivität an der frischen Luft stärkt weiterhin das Immunsystem und beugt Fettleibigkeit vor. Nicht zuletzt wirkt sich Spielen im Freien oder auch Vereinssport positiv auf die Psyche des Kindes aus und fördert die soziale Interaktion mit Gleichaltrigen.
Wie fit ist das eigene Kind? Eine kleine Checkliste
Nicht nur Vereinssport ist eine Option, um Kinder zu mehr Bewegung zu motivieren. Anbei eine Liste von Punkten, die darauf hinweisen, dass das eigene Kind genügend Bewegung bekommt:
- Das Kind nimmt regelmäßig am Schulsport teil
- Privat ist das Kind im Sportverein tätig
- Das Kind spielt bei gutem Wetter gerne mit Freunden im Freien
- Das Kind fährt regelmäßig Fahrrad
- Es sind nahegelegene Spielplätze vorhanden, die das Kind regelmäßig besucht
- Eltern und Kind unternehmen einmal pro Woche einen gemeinsamen Ausflug oder Spaziergang
- Das Kind ist in Bezug auf Sport vielseitig interessiert, spielt zum Beispiel Fußball, fährt Inliner oder geht gerne ins Schwimmbad
- Es wird dem Kind genügend Freizeit geboten, damit es sich sportlich betätigen, beziehungsweise im Freien spielen kann
- Das Kind hat einen natürlichen Bewegungsdrang, der im Alltag häufig zu erkennen ist (es tanzt zum Beispiel regelmäßig zu Musik oder hüpft durch die Wohnung)
Volkssport Fußball – Teamsport hat viele Vorteile
Nicht erst seit dem WM-Titel 2014 ist Deutschland im Fußballfieber. Fußball ist und bleibt der beliebteste Vereinssport für Kinder und Jugendliche. Die vielseitigen Bewegungsabläufe beim Fußball fördern die kindliche Entwicklung und wirken sich vor allem auf die motorischen Fähigkeiten positiv aus. Durch die unterschiedliche Beanspruchung sowie die Geschwindigkeitswechsel im Fußball wird die Muskulatur optimal gestärkt und es werden Haltungsschäden vorgebeugt. Für den bestmöglichen Schutz des Kindes sorgt eine gute Fußballausrüstung. Gebraucht werden in der Regel:
- Fußballschuhe
- Fußball
- Trikot und Hose
- Handschuhe
- Lange Trainingshose und Trainingsjacke
- Sporttasche
- Sportsocken
Vor allem die Fußballschuhe müssen dabei den hohen Ansprüchen gerecht werden, sollen sie das Kind vor Verletzungen, etwa durch Umknicken, schützen. Der Artikel „Das Fußballschuh-ABC – Beschaffenheit und Pflege“ bietet hilfreiche Informationen in Bezug auf Passform und Qualität der Fußbekleidung. Neben dem rein sportlichen Aspekt ist auch das soziale Miteinander ein großer Vorteil von Vereinssportarten.
Vereinssport fördert Heranwachsende auf vielfältige Art und Weise
Kinder finden in ihrem Verein schnell neue Freude und müssen sich zudem mit sehr vielseitigen Charakteren auseinandersetzen. Auf diese Weise wird der respektvolle Umgang miteinander erlernt. Nicht zuletzt fungieren die Fußballtrainer als Vorbilder und Autoritätspersonen, stellen klare Regeln auf und geben den Kindern somit weitere wichtige Fertigkeiten für ihr späteres Leben mit auf den Weg. So lernen Kinder beispielsweise Eigenverantwortung, aber auch die Rücksichtnahme auf andere.
Kindern wohnt ein natürlicher Bewegungsdrang inne. Kein Kind ist von Natur aus unsportlich oder faul. Fernsehen, Spielekonsolen und Co können, dürfen sie jederzeit ungehinderte genutzt werden, jedoch dazu führen, dass es sich Heranwachsende lieber auf dem Sofa gemütlich machen, anstatt sich im Freien aktiv zu betätigen. Es liegt in der Verantwortung der Eltern, die Kinder zur Bewegung anzuhalten, ihnen Möglichkeiten zu bieten, sich im Freien auszutoben und im Verein sportlich aktiv zu werden. In Bezug auf die ersten Ergebnisse der KIGGS-Studie muss gesagt werden, dass es in Zukunft vor allem darauf ankommen wird, dafür zu sorgen, dass alle Kinder den gleichen Zugang zu Optionen der sportlichen Freizeitgestaltung bekommen.