Gelbe Engel mit lahmen Flügeln?

München/Region (pas) Kaum haben sich die Wogen um den Betrug beim Autopreis „Gelber Engel“ langsam geglättet, sieht sich der ADAC neuen Vorwürfen ausgesetzt. Die „echten Gelben Engel“ – die Pannenhelfer des Automobilclubs – behandeln die Fahrer bestimmter Automarken bevorzugt und lassen damit zahlende Kunden länger warten, berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ) unter Berufung auf Insider. Der ADAC dementiert die Vorwürfe.

Im Zweifel bediene der Automobilclub zuerst jene Autofahrer, die unabhängig vom ADAC über ihren Hersteller eine „Mobilitätsgarantie“ gebucht hätten, so die Süddeutsche Zeitung. Diesen Service bringe der ADAC als Subunternehmer für verschiedene Autohersteller. Damit werde der Kunde dieser Hersteller für den ADAC automatisch zum Premium-Kunden des Automobilclubs – im Zweifel werde er damit gegenüber zahlenden normalen oder ADAC-Plus-Mitgliedern bevorzugt behandelt.

Der ADAC selbst streitet diese Vorzugsbehandlung gegenüber der SZ ab. Alle Pannenfälle würden nach Eingang bearbeitet. Einzige Ausnahme seien Pannenfälle, in denen eine Verkehrs- oder Gesundheitsgefährdung vorliege, zitiert das Blatt einen Sprecher des Clubs.

Droht dem ADAC der Entzug des Vereinsstatus?

Die SZ bezieht sich mit ihren Vorwürfen auch mehrere Insider, die auch gleich eine Erklärung für das Verhalten des ADAC bieten: In den Verträgen mit den Herstellern seien „die Umstände der Pannenhilfe“ festgelegt – unter anderem „die durchschnittlichen Zeiten von der Aufnahme der Pannenhilfe bis zum Eintreffen des Fahrers“. Der Club bestätigte zwar, dass es „Zielwerte über das Gesamtjahr“ gebe, wollte sich zu weiteren Details aber nicht äußern.

Für den ADAC kommen die neuen Vorwürfe zur Unzeit. Bestätigt sich, dass der Club wirtschaftliche Interessen über die Interessen seiner Mitglieder stellt, könnte das vor dem Münchner Registergericht unangenehme Folgen haben. Das Gericht prüft derzeit, ob beim ADAC die wirtschaftliche Tätigkeit „dem ideellen Hauptzweck eindeutig untergeordnet“ sei. Im schlimmsten Fall droht dem ADAC der Entzug des Vereinsstatus.

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