Gaggenau/Rastatt/Hannover (pm/da) Nach der Ablehnung der LKW-Oberleitungsstrecke ,,eWayBW“ durch den Gaggenauer Gemeinderat hält der FDP-Bundestagsabgeordnete Christian Jung die Teststrecke nicht mehr für Durchsetzbar. „Die grün-schwarze Landesregierung sollte sich nach der deutlichen Entscheidung des Gaggenauer Gemeinderats von der Oberleitungs-Teststrecke verabschieden und die Abstimmung der Stadträte akzeptieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Oberleitungs-Teststrecke gegen den Willen der gewählten Mandatsträger von den Grünen und der CDU durchgedrückt wird“, sagte Jung nach einem Besuch der Messe IAA Nutzfahrzeuge in Hannover heute in Berlin. Er plädiert für eine Teststrecke ohne Oberleitungen.
Auf der B462 soll zwischen Rastatt und Rottweil eine sechs Kilometer lange Teststrecke für Elektro-Lkws entstehen. Das baden-württembergische Umweltministerium rechnet mit dem Baubeginn der Elektrifizierung der B462 in 2019. Für 2020 ist dann der Beginn der dreijährigen Testphase geplant. Auf dem elektrifizierten Teil der Strecke sollen die elektrisch betriebenen LKWs ihren Strom aus Oberleitungen bekommen. Parallel sollen die Fahrzeuge ihre Batterie aufladen, so dass sie sich auch auf dem Streckenabschnitt ohne Oberleitungen fortbewegen können. Ab 2020 wollen die Speditionen Fahrner Logistics und Huettemann Logistics laut dem Ministerium die Hybrid-Oberleitungs-Lkws in ihren Unternehmen einsetzen. Am Dienstag vergangener Woche lehnte der Gemeinderat der Stadt Gaggenau die geplante Teststrecke ab: Ein Kompromissvorschlag der Stadtverwaltung scheiterte mit 14 Nein- zu acht Ja-Stimmen. Nun muss das Regierungspräsidium Karlsruhe entscheiden.
Jung plädiert für Teststrecke ohne Oberleitungen
Aus Sicht von Jung ist die geplante Teststrecke nicht sinnvoll, weil sie in den normalen Verkehr auch zu den Stoßzeiten integriert werden müsste und die Oberleitungs-Technik nicht unproblematisch sei. „Nach verschiedenen Fachgesprächen mit Wissenschaftlern und LKW-Herstellern auf der Messe IAA Nutzfahrzeuge lehne ich LKW-Oberleitungen im Murgtal noch mehr ab als vorher. Ich könnte mir aber vorstellen, dass auf den angedachten 18 Kilometern moderne E-LKW ohne Oberleitung verkehren,“ so der FDP-Politiker, der für die Freien Demokraten unter anderem Berichterstatter für den Bundesverkehrswegeplan, Logistik und Güterverkehr im Bundestag ist. Dafür kann sich Jung auch Fördermittel für die wissenschaftliche Begleitung einer E-Teststrecke vorstellen. Er ruft die an dem Projekt beteiligten Unternehmen und Speditieure aus der Region dazu auf, die Teststrecke ohne Oberleitungen, Bauarbeiten und weiteren Beeinträchtigungen für die Bevölkerung mit Elektro-Sattelzügen zu befahren.
Bildunterschrift: FDP-Bundestagsabgeordneter Christian Jung auf der Messe IAA Nutzfahrzeuge in Hannover vor einem modernen E-LKW; Foto: TJ