Karlsruhe/Region (pas) Die Flüchtlingssituation im Großraum Karlsruhe scheint den Behörden langsam aber sicher zu entgleiten. Nachdem Regierungspräsidium, Landratsamt und Stadt Karlsruhe seit Monaten damit beschäftigt sind, Notlösungen zu finden und die größten Lücken zu schließen, hat eine Flüchtlingswelle gestern alle Verantwortlichen an ihre Grenzen gebracht. Kurzfristige Lösungen sind weiterhin nicht in Sicht.
Nachdem in den vergangenen Nächten laut Medienberichten mehr als 1.000 zusätzliche Flüchtlinge in der Fächerstadt eingetroffen sind, wurden Notunterkünfte in der Karlsruher Rheinstrandhalle sowie in der Bruchsaler Landesfeuerwehrschule eingerichtet. Nach Angaben des Regierungspräsidiums sind alle Außenstellen und Notunterkünfte voll belegt – zudem wird eine Unterkunft im Rheinhafen heute aus Brandschutzgründen geschlossen. Auch eine bereits geschlossene Notunterkunft in Grötzingen wurde wieder aktiviert.
Karlsruhe verschärft den Ton
Nachdem Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup bereits vor einigen Wochen den Tonfall in der Asyldebatte verschärft und angekündigt hatte, dass die Stadt bald nicht mehr bereit sei, immer neue Notunterkünfte bereit zu stellen, legte sein Stellvertreter Michael Obert gegenüber den Badischen Neuesten Nachrichten nach. Die Stadt erwäge, die landeseigene Mackensenkaserne im Stadtteil Rintheim zu konfiszieren und als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, sagte er. Karlsruhe fühle sich im Stich gelassen.
Im Oktober will das Land eine weitere Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Meßstetten in Betrieb nehmen – doch ob der aktuellen Flüchtlingswelle bleiben viele Fragen offen: Reicht eine weitere LEA? Und selbst wenn – wie sollen die nächsten dreieinhalb Wochen überbrückt werden?