Fichten-Borkenkäfer auch im Landkreis Rastatt auf dem Vormarsch

Rastatt (pm) Nach mehreren Jahren der Stagnation ist der Buchdrucker, aber vereinzelt auch sein kleinerer Bruder der Kupferstecher wieder ein aktuelles Thema für Waldbesitzers, so die Stadt Rastatt.

Beide, unter der Rinde von Fichten brütende Käferarten neigen bei günstigen Wetterbedingungen zur Massenvermehrung. Der heiße und trockene Sommer führt nach einer witterungsbedingt mehrjährigen Ruheperiode wieder dazu, dass der Käfer sich wohl fühlt und sich entsprechend vermehrt. Inzwischen konnten sich schon zwei Käfergenerationen entwickeln und in tieferen Schwarzwaldlagen wird die dritte Generation des Sommers angelegt. Die Käfer finden aktuell viele durch „Trockenstress“ geschwächte Fichten, um sich weiter explosionsartig zu vermehren. Dies gilt insbesondere dann, wenn es nach dem aktuellen Wetterumschwung Ende August/Anfang September nochmals trocken und warm werden sollte.

Schon jetzt, so der für die Gemeindewälder im südlichen Landkreis verantwortliche Forstbezirksleiter Kay Karius, ist es aber zu einem ersten sogenannten „Stehendbefall“ gekommen, das heißt, eigentlich gesunde Fichten wurden durch einen Massenbefall der Käfer zum Absterben gebracht. Häufig sind dabei mehrere benachbarte Bäume betroffen. In den Wäldern wird deshalb aktuell intensiv nach Borkenkäfern gesucht, um befallene Bäume zu entnehmen und schnell, einschließlich der sich unter der Rinde entwickelnden Jungkäfer, aus dem Wald zu entfernen. Der konsequente Aushieb befallener Bäume ist einzige Möglichkeit, die Schäden zu begrenzen.

Die befallenen Bäume werden dabei direkt ins Sägewerk geliefert oder auf Zwischenlagerplätze weitab vom nächsten Fichtenwald verbracht. Andere Bäume als Fichten können die beiden hochspezialisierten Käferarten nicht besiedeln. Als „ultima ratio“ kann auch die Behandlung der gefällten Bäume mit zugelassenen Insektiziden erfolgen. Viele Waldbesitzer verzichten inzwischen aber aus Gründen des Naturschutzes generell auf den Pflanzenschutzmitteleinsatz. Aus Gründen des Naturschutzes ist auch zwischen frisch befallenen „Käferfichten“ und anderen „Totholzbäumen“ zu unterscheiden. Da es nur sehr wenige Waldarten gibt, die zur Massenvermehrung neigen, sind diese Bäume in der Regel keine Gefahr für den Wald, sondern wichtige Elemente des Naturschutzes im Wald. Der Erhalt von Totholz in Form von Einzelbäumen, sogenannten Habitatbaumgruppen und kleineren Urwaldinseln bzw. Waldrefugien ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Biodiversität und des Artenschutzes, wie Bezirksleiter Kay Karius ergänzt.

Sorge bereitet der klein parzellierte Privatwald, der im Landkreis Rastatt vor allem in der Bühler und Bühlertäler Vorbergzone größere Flächen einnimmt. Das Kreisforstamt, Bezirksleitung Bühl, empfiehlt deshalb allen (Fichten-) Waldbesitzern auf Anzeichen eines Befalls zu achten. Bei trockener Witterung ist ein Befall insbesondere an braunem Bohrmehl am Stammfuß zu erkennen, das sich dort als Folge des Einbohrens des Käfers in den höheren Stammregionen ansammelt. Fortgeschrittener Käferbefall ist leichter zu erkennen. Im oberen Stammbereich abblätternde Rinde und eine mit den Wochen zunehmenden Rotfärbung der Fichtenkronen sind hier eindeutige Befallssignale. Sollten entsprechende Merkmale festgestellt werden, wird empfohlen, sich umgehend mit dem örtlich zuständigen Forstrevierleiter, fachkundigen Forstwirten oder forstlichen Unternehmern in Verbindung zu setzen.

Aktuelle Hinweise zur Borkenkäferentwicklung sind auch im Internet unter dem Link: www.fva-bw.de/monitoring/ws/kaefer/kaefer.php abrufbar.