Schnitzel, Bratwurst, Frikadelle: viel Fleisch ist typisch deutsch – oder etwa nicht? Vegetarische Ersatzprodukte erobern den Supermarkt, die Kreationen auf Soja-, Weizen- oder Lupinenbasis verhelfen selbst alteingesessenen Wurstherstellern wie Rügenwalder Mühle zu einem neuen Image. Ist den Deutschen die Lust auf Fleisch etwa vergangen?
Die deutsche Fleischindustrie beantwortet diese Frage mit „Nein“, denn die Absatzzahlen von Fleischwurst und Co. sind weitgehend unverändert. Laut Bundesverbands der Deutschen Fleischwarenindustrie ist der Konsum von Wurst- und Fleischwaren in den vergangenen drei Jahren konstant geblieben. Zwar geht der Trend zu Fleischalternativen und einer größeren vegetarischen Auswahl, ein radikaler Umbruch in der deutschen Ernährungsindustrie bleibt aber aus. Durch die ständige Thematisierung in den Medien werden die Bürger dennoch dazu angehalten, ihr eigenes Ernährungsverhalten einmal kritisch zu hinterfragen. Immer mehr Deutsche entscheiden sich bewusst dazu, bestimmte Lebensmittel von ihrem Speiseplan zu streichen.
Verzicht liegt im Trend
„Gegessen wird das, was auf den Tisch kommt“ – diesen Spruch kennen viele noch aus Kindertagen. Heute genießen die meisten Menschen den Luxus, bewusst essen und auch bewusst verzichten zu können. Der Vegetarierbund Deutschland (VEBU) geht von bundesweit 7,8 Millionen Vegetariern aus. Demnach verzichten knapp zehn Prozent der deutschen Bevölkerung auf tierische Lebensmittel – zumindest teilweise. Wie man die vegetarische Lebensweise auslegt, ist nämlich jedem selbst überlassen. Der Unterschied liegt dabei im Anteil der erlaubten tierischen Produkte. So verzichten Lacto-Vegetarier beispielsweise auf Fleisch, Fisch und Eier. Ovo-Vegetarier streichen hingegen sämtliche Milchprodukte, Eier sind bei dieser Ernährungsweise wiederum erlaubt.
Es geht noch radikaler: Veganer ernähren sich ausschließlich von pflanzlichen Produkten, auch Naturprodukte wie Honig werden ausgeschlossen. Im Veganismus ist es oft üblich, auch auf andere tierische Nutzprodukte wie Leder zu verzichten. Denn im Gegensatz zum Vegetarismus ist der Veganismus zumeist ein modernes Lebenskonzept, dem keine geschichtlichen Wurzeln zugrunde liegen. Laut VEBU leben in Deutschland circa 900.000 Menschen im Einklang mit dieser Ernährungsphilosophie.
Eine besonders exotische Gruppe der bewussten Esser sind die sogenannten Frutarier. Wie auch bei vielen Vegetariern oder Veganern, stehen bei Frutariern ethische Gründe im Vordergrund: Kein Tier soll leiden müssen. Die ethischen Bedenken gehen jedoch soweit, dass auch Pflanzen unter diese Regel fallen. Gegessen wird demnach nur, worauf die Pflanze verzichten kann, ohne einen Schaden zu nehmen. Auf dem Speiseplan stehen unter anderem Fallobst, Nüsse und Samen.
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Der Frutarier nimmt’s gelassen
Vegetarier, Veganer, Frutarier – die Verwirrung ist ohnehin schon groß, da wird in letzter Zeit immer wieder der Begriff Flexitarier in den Raum geworfen. Diese Personen sind in Ernährungsfragen, wie der Name schon verrät, flexibel. Grundsätzlich verzichtet man also als Flexitarier weder auf Fleisch noch auf Fisch oder andere Produkte – solange Qualität und Herkunft der Lebensmittel einwandfrei sind. Die Ablehnung von Produkten aus Massentierhaltung und das Anstreben einer bewussten und vor allem nachhaltigen Ernährung zeichnen die sogenannten Teilzeit-Vegetarier aus. Kommt Ihnen bekannt vor? Diese Lebensweise, die eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit regionalen Bio-Produkten bevorzugt, ist natürlich nicht neu, hat jedoch jetzt einen eigenen Namen erhalten.