Karlsruhe (pas/ms) Es ist der 15. März 2017: Oberbürgermeister Frank Mentrup und die neue Doppelspitze des Eigenbetriebs Stadion sitzen im Rathaus und stellen der versammelten Presse den Zeitplan des Neubaus vor. Spätestens 2018 geht es los, verspricht Mentrup. Doch hinter den Kulissen der Stadtverwaltung rumort es zu diesem Zeitpunkt schon gewaltig. Ein neues Gutachten sorgt für Streit – und das hat es in der Tat in sich. Die Autoren hegen Zweifel am Zeitplan, der Kostenschätzung und vor allem an den „finanziellen Möglichkeiten des KSC“.
Drei Szenarien zur Entwicklung des Vereins finden sich in dem Papier. In zwei von drei Fällen müsste sich die Stadt auf „substanzielle Kürzungen“ der geplanten jährlichen Pachtzahlungen einstellen – teilweise bis zur vollständigen Stundung. Genau diese Befürchtung hatte im Gemeinderat schon vor der Abstimmung über die Neubau-Pläne immer wieder für heftige Diskussionen gesorgt. Aus der Historie gebe es große Bedenken, waren sich fast alle Fraktionen einig. Dennoch hatte der Rat dem Verein und der Stadtverwaltung einen Vertrauensvorschuss gewährt und das Projekt durchgewunken.
Doch das Gutachten, das Baden TV einsehen konnte, ist nicht nur Wasser auf die Mühlen der Neubau-Kritiker. Es ist auch ein Schlag ins Gesicht für alle Verantwortlichen des Vereins. Im besten Fall könne sich der KSC im soliden Zweitliga-Mittelfeld etablieren, schreiben die Gutachter. Im durchschnittlichen – aus ihrer Sicht wahrscheinlichsten Fall – sehen sie den Verein als „Pendler“ zwischen zweiter und dritter Liga. Der „Worst Case“ sieht den Traditionsverein dauerhaft als Drittligisten oder gar in der Insolvenz. Die aktuelle sportliche Misere ist dabei nur teilweise in das Papier eingeflossen. Der Eingangsstempel aus dem Rathaus zeigt den 28. Februar – einen Tag nach der 0:5-Klatsche des KSC beim FC St. Pauli. Den Auftrag hatte die Stadtverwaltung kurz vor der Winterpause erteilt.
Für ihre Prognose haben die Gutachter nach eigenen Angaben nicht nur die Finanzen des Vereins unter die Lupe genommen und die Bilanzen der letzten zehn Jahre ausgewertet. Man habe mit einer Firma zusammengearbeitet, die sich auf die statistische Analyse von Transfer- und Personalentscheidungen spezialisiert hat. Im Normalfall würden die Daten genutzt, um Kunden bei zukünftigen Entscheidungen zu unterstützen, heißt es im Gutachten. Im Falle des KSC sollten sie Aufschluss über die vergangenen zehn Jahre liefern. Das nicht namentlich genannte Unternehmen sei als Berater von mehreren Bundesligisten aktiv – unter anderem Borussia Dortmund und TSG Hoffenheim.
Im Karlsruher Rathaus will man das Gutachten auf Nachfrage von Baden TV nicht offiziell kommentieren. Es gebe Zweifel an der Datenanalyse zur sportlichen Entwicklung heißt es unter der Hand. Wohl auch deshalb wurden die Neubau-Pläne stattdessen weiter vorangetrieben.
Update 13 Uhr: Keine Sorge, das war natürlich nur ein Aprilscherz. Oder wie es Neudeutsch heißt: Fake News. Es gibt natürlich kein solches Gutachten (zumindest keines, das uns vorliegt) und natürlich bleibt es bei dem Zeitplan, den OB Mentrup vorgestellt hat.
Lieber KSC: Natürlich sehen wir mehr Potiential in Euch und drücken fest die Daumen, dass ihr die Kurve kriegt! Aufgeben ist keine Option, Karlsruhe braucht euch auch nächste Saison in der zweiten Liga!