Die „Generation Rushhour“ will alles unter einen Hut bekommen

Region (cm) Sich beruflich etablieren, eine Familie gründen, einen festen Wohnsitz finden, ein Haus bauen, den Haushalt führen und eventuell Angehörige pflegen: In der „Rushhour des Lebens“ müssen die 25- bis 40-Jährigen viele persönliche und gesellschaftliche Anforderungen stemmen.

In dieser intensiven Lebensphase stehen junge Menschen unter enormem psychischem Druck. Untersuchungen von Krankenkassen haben ergeben, dass die betroffene Altersgruppe im Südwesten Deutschlands trotz der hohen Belastung vergleichsweise selten krank ist. Ratgeber zur besseren Selbstorganisation wirken dem Stress entgegen.

Alles kommt Schlag auf Schlag

Das Wort „Rushhour“ ist seit der Veröffentlichung des 7. Familienberichts des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2006) unter Soziologen und auch in den Medien populär. Es beschreibt die Lebensphase zwischen Mitte 20 und 40 – Jahre, in denen sich biografische Ereignisse und langfristige Lebensentscheidungen verdichten. Hochzeit, Geburt(-en), ein anspruchsvoller Job und ein Eigenheim: In der „Rushhour“ erbringen die meisten Menschen die höchsten Leistungen ihres Lebens; erleben aber auch den größten Stress. Das gilt insbesondere für Akademiker/-innen, die aufgrund längerer Ausbildungszeiten ihren Kinderwunsch nach hinten verschoben haben. Sie stehen vor der Herausforderung, viele große Ereignisse und Entscheidungen miteinander vereinbaren zu müssen.

Eltern in Baden-Württemberg: Kind und Karriere ohne Krankmeldungen

Auch in Baden-Württemberg lebt die „Generation Rushhour“ auf der Überholspur. Laut offiziellen Statistiken heiraten hier wieder mehr Menschen; im Vergleich zu anderen Bundesländern gehen sie zudem überdurchschnittlich oft in Elternzeit – auch die Väter. Gleichzeitig wollen sie ihre Karriere nicht aus den Augen verlieren. Dennoch: Verglichen mit Altersgenossen in den anderen Bundesländern lebt die Altersgruppe trotz Mehrfachbelastung durch Familie und Job in Baden-Württemberg am gesündesten, wie eine Erhebung der Krankenkasse DAK von 2013 gezeigt hat.

Doch „der niedrige Krankenstand der 25- bis 39-Jährigen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich in diesem Alter erste Ansätze für chronische Krankheiten bilden“, meint Markus Saur von der DAK-Gesundheit. Auch die Techniker Krankenkasse vermeldete für 2017 zwar bundesweit die wenigsten Krankmeldungen in Baden-Württemberg – ganze 18,2 Prozentpunkte weniger als der Bundesdurchschnitt. Auffallend an den Beobachtungen der TK ist jedoch der kontinuierliche Anstieg an psychischen Erkrankungen: seit 2006 um 77 Prozent. Psychische Krankheiten wie Depressionen, Anpassungs- und Belastungsstörungen nehmen zu und erfordern Gegenmaßnahmen.

Rushhour entschleunigen durch Organisation und Regeneration

Die „Generation Rushhour“ wird mitunter auch als Generation Y bezeichnet. Diese ist dafür bekannt, großen Wert auf eine gute Work-Life-Balance zu legen. Sie möchte keine Kompromisse machen zwischen Kindern und Karriere, sondern beides schaukeln. Doch wie bekommt man Schwangerschaft, Familienleben, Vorsorge für die Zukunft und Beruf unter einen Hut, ohne in Stress zu geraten?

Viele junge Menschen suchen in Büchern nach der Lösung: Ratgeberliteratur boomt. Auch immer mehr Online-Ratgeber wie CleverDirekt haben die „Generation Rushhour“ im Fokus und bündeln hilfreiche Antworten auf häufige Fragen in dieser Lebensphase. Zum Beispiel: Wie führe ich eine Gehaltsverhandlung? Was genau ist Elterngeld? Wie plane ich eine Hochzeit? Wie finde ich eine Hebamme? Das Internet ist bei der Suche nach diesen wichtigen Informationen praktisch und hilft dabei, das Leben besser zu organisieren.

Noch wichtiger als eine gute Organisation sind für berufstätige Eltern „Inseln der Regeneration“, so der Schweizer Psychologe und Stressforscher Guy Bodemann. Die schafft man durch Tätigkeiten, für die man regelmäßig Zeit einräumt; zum Beispiel Joggen, Theaterbesuche oder das Spielen eines Instruments – ganz ohne Stress. Wichtig seien auch schöne gemeinsame Erlebnisse mit dem Partner, genauso wie sich mit ihm über den Tag auszutauschen – und nicht zuletzt das Bewusstsein dafür, dass die Rushhour nur eine Phase ist, die vorbeigeht.


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