Baden-Württemberg: Knapp 40% der Ehen werden geschieden

Baden-Württemberg (pm/ck) Wie das Statistische Landesamt am Morgen vermeldete, wurden im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg insgesamt 18 956 Ehen geschieden, darunter 13 von gleichgeschlechtlichen Paaren. Damit ist die Zahl der Ehescheidungen zum ersten Mal seit dem Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr wieder angestiegen (+3 %). Im Vergleich zu 1990 lag die Zahl der Ehescheidungen im vergangenen Jahr um ein Siebtel höher, seit 1980 hat sie sich sogar um annähernd die Hälfte erhöht. Ähnlich hat sich in den vergangenen Jahren die Zahl der von einer Scheidung betroffenen Kinder entwickelt. Am häufigsten war im Jahr 2019 eine Scheidung im »verflixten« siebten Ehejahr (945). Am zweithäufigsten wurden Ehen im achten Ehejahr (939) geschieden, gefolgt vom sechsten (910) und fünften Ehejahr (864).

Die durchschnittliche Ehedauer aller im Jahr 2019 geschiedenen Ehen lag wie in den Vorjahren bei rund 15 Jahren, wobei aber Ehescheidungen auch nach einer verhältnismäßig langen Zeit des Zusammenlebens keine Einzelfälle waren: So hatten Paare bei jeder sechsten der im vergangenen Jahr geschiedenen Ehe das Jubiläum der Silberhochzeit bereits hinter sich. Bei 372 Ehepaaren erfolgte die Scheidung im Jahr des 25-jährigen Ehejubiläums, bei immerhin 8 Paaren im Jahr der »goldenen Hochzeit«.

In regionaler Hinsicht zeigten sich Unterschiede im Scheidungsverhalten, die aber relativ gering ausfallen. So lag die Scheidungshäufigkeit im badischen Landesteil etwas höher als im württembergischen: Die wenigsten Ehen wurden demnach zuletzt in den Regionen Donau-Iller, Heilbronn-Franken und Ostwürttemberg geschieden: Im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 kamen in diesen württembergischen Regionen jeweils 72 bzw. 73 Ehescheidungen auf 10 000 Ehen. Am höchsten war die sogenannte spezifische Scheidungsziffer (vgl. Hinweis) in den badischen Regionen Hochrhein-Bodensee und Rhein-Neckar mit jährlich jeweils 82 Ehescheidungen bezogen auf 10 000 Ehen.

Darüber, weshalb die Scheidungshäufigkeit im württembergischen Landesteil etwas geringer als in Baden ist, können lediglich Vermutungen angestellt werden. Ein möglicher Erklärungsansatz ist, dass gemeinsame Kinder die Scheidungshäufigkeit mindern; in württembergischen Regionen sind Haushalte mit Kindern etwas häufiger als in den meisten badischen. Ein weiterer Grund könnte sein, dass Ehen mit Wohneigentum – wie ebenfalls aus der Familiensoziologie bekannt – seltener geschieden werden; in den württembergischen Regionen ist die Eigentümerquote tendenziell höher als in Baden. Schließlich könnte auch die unterschiedliche Erwerbsbeteiligung mitentscheidend sein: Ehen, in denen beide Partner erwerbstätig sind, werden häufiger geschieden als Ehen, in denen die Frau nicht berufstätig ist.