Stuttgart/Rastatt/Baden-Baden (pm/amf) Im Landesgesundheitsamt in Stuttgart hat am Mittwoch erstmals die neue PFC-Expertengruppe getagt. Die Gruppe, zu der unter anderem die Mitglieder der Bürgerinitiative „Sauberes Trinkwasser für Kuppenheim“ gehören, soll das Konzept für die anstehenden Blutuntersuchungen bei freiwilligen Probanden aus den PFC-verseuchten Gebieten in Mittelbaden erarbeiten.
Die Untersuchungen sollen Aufschluss darüber geben, wie hoch die PFC-Belastungen in den betroffenen Gebieten im Raum Baden-Baden/Rastatt tatsächlich sind und ob die vom Land getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Verseuchung Wirkung zeigen. Die Blutkontrollen sollen bei zufällig ausgewählten, erwachsenen Bürgern aus den betroffenen Gebieten durchgeführt werden, sofern diese ihre Zustimmung erteilen. Drei Jahre nach der ersten Blutkontrolle soll eine zweite folgen, bevor weitere drei Jahre darauf eine dritte und letzte Untersuchung durchgeführt werden soll.
„Die geplanten Blutkontrolluntersuchungen auf PFC führen nicht zu einer medizinischen Diagnose. Sie sagen auch nichts darüber aus, ob ein bestimmter Gesundheitszustand eingetreten ist oder sich noch entwickeln kann, weil im Blut eine der untersuchten Chemikalien nachgewiesen wurde“, sagte die Präsidentin des Landesgesundheitsamts Dr. Karlin Stark am Rande der heutigen Tagung in Stuttgart. „Untersuchte werden wissen, wo sie im Vergleich stehen“, so Stark.
Nach den Beratungen innerhalb der Expertengruppe soll das Konzept für die Blutuntersuchungen anschließend dem Landesbeauftragten für den Datenschutz und der Ethikkommission der Landesärztekammer vorgelegt werden. Sobald alle Gremien ihre Zustimmung gegeben haben, werden die Gemeinden um eine Zufallsauswahl von Einwohnern gebeten, die dann zur Untersuchung eingeladen werden.
Fast 500 Hektar Boden in Mittelbaden verseucht
Mehr als 470 Hektar Boden in Mittelbaden sind verseucht mit sogenannten per- und polyfluorierten Chemikalien – abgekürzt PFC. Chemikalien, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Ursächlich für die PFC-Verseuchung sind höchstwahrscheinlich zwischen 2006 und 2008 eingesetzte Kompostmittel, denen bei der Herstellung giftige Papierschlämme beigemischt worden waren. Experten sprechen vom flächendeckend größten Umweltskandal in der Geschichte der Bundesrepublik.