Asylunterbringung: Rheinstetten als Vorbild?

Rheinstetten (pas) In den vergangenen gut zwölf Monaten ist die Zahl der Asylbewerber in der Region deutlich angestiegen. Bis zum Jahresende rechnet das Regierungspräsidium mit mehr als 13.000 Antragstellern in Baden-Württemberg – ein Plus von rund 70 Prozent im Vorjahresvergleich. Doch wohin mit den ganzen Flüchtlingen? Diese Frage sorgte im Jahresverlauf in vielen Städten und Gemeinden für Ärger. In Rheinstetten sieht das aktuell anders aus.

Im Sommer 2012 war es die Stadt Karlsruhe, die zuerst von der Flüchtlingswelle erwischt wurde. Die in der Durlacher Allee befindliche Landesaufnahmestelle platzte aus allen Nähten als allein im Juli und August fast 1.400 neue Flüchtlinge ankamen. In der Not mietete das zuständige Regierungspräsidium (RP) kurzerhand mehrere Häuser im Stadtgebiet an – sehr zum Ärger vieler Anwohner und des Stadtoberhaupts Heinz Fenrich. Der schrieb einen geharnischten Brief an Regierungspräsidentin Nicolette Kressl und erinnerte an die Pflicht aller Gemeinden im Bereich des RP, Platz für die Aufnahme von Asylbewerbern zur Verfügung zu stellen. Kressl sicherte zwar Gespräche und schnelle Lösungen zu, doch behördliche Mühlen mahlen bekanntlich langsam.

Ärger um Standortwahl in Bruchsal und Bretten

So dauerte es noch einige Zeit, ehe die mit Hochdruck angestrebte Schaffung von Aufnahmeplätzen Fahrt aufnahm. Und auch das sorgte vielerorts wieder für Diskussionen. So machten im April diesen Jahres in Bruchsal viele Südstadt-Bewohner ihrem Ärger über die Einrichtung einer Asylunterkunft in der Schnabel-Henning-Straße Luft. Sie fühlten sich überfordert und alleingelassen. Firmeninhaber sorgten sich um die Sicherheit, Grundstückseigentümer um den Wert ihrer Häuser.

Nächstes Beispiel: Bretten. Dort wurde erst im Oktober heftig über die Einrichtung einer Unterkunft für 200 Flüchtlinge gestritten. Die sollte zunächst in die ehemalige Landesbußgeldstelle kommen, wird nun aber nach einigem Gegenwind und einem Gegenvorschlag des Gemeinderats auf dem ehemaligen Schießmauerareal entstehen.

Rheinstetten nimmt knapp 200 Flüchtlinge auf

Ganz anders nun die Lage in Rheinstetten: Es ist kurz vor Weihnachten. Im Kutschenweg in der Nähe des Epplesees sind vor wenigen Tagen rund 70 Asylbewerber in eine vorübergehende Container-Siedlung gezogen – 110 weitere sollen folgen. Von Ärger und Diskussionen ist hier von Anfang an wenig zu spüren.

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Und genau das scheint derzeit für viele Städten und Gemeinden das größte Problem zu werden. Auch in Karlsruhe wurde zuletzt ein Vorschlag der CDU-Fraktion diskutiert, wie man die Asylbewerber in das Arbeitsleben einbinden und damit beschäftigen könnte, in Bretten werden ehrenamtliche Helfer zur Betreuung gesucht. Gut eineinhalb Jahre nach Beginn der Flüchtlingswelle scheint sich die Debatte also langsam zu verlagern. Die größten Sorgen und Bedenken scheinen verflogen. Die Frage nach Wegen zur Integration verdrängt mehr und mehr die Frage nach dem Wohin.